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Rumpf-Elf ohne Chance

SC Paderborn 07 unterliegt Aue 0:2 - Müller und Schulp verletzt

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Nur gut, dass Fußball-Zweitligist SC Paderborn das Klassenziel schon erreicht hat. Gestern verlor der Neuling gegen Erzgebirge Aue (0:2) nicht nur das zweite Spiel innerhalb von sechs Tagen, sondern verletzungsbedingt auch zwei weitere Spieler.

Nach 24 Minuten musste Dennis Schulp (Tritt gegen das ohnehin lädierte Sprunggelenk) runter, nach 33 Minuten gab auch René Müller das Signal in Richtung Bank: Nichts geht mehr. Der Kapitän musste von Bord, weil ihn der zuvor von Mehmet Dragusha gefoulte Auer Christian Lenze im Fallen gegen den rechten Fuß trat und sich Müller dabei das Knie verdrehte. Sollte sich der Verdacht auf Innenbandriss bestätigen, wäre der Mittelstürmer Stammspieler Nummer sechs, der ausfällt. »Das waren zwei qualitative Tiefschläge. So etwas kann keine Mannschaft verkraften«, sagte Trainer Jos Luhukay nach den 90 Minuten und verschwieg diesen Zusatz: Eine Zweitliga-Mannschaft mit so einem kleinen Kader wie der SCP schon gar nicht.
Als die beiden raus mussten, führten die Gäste bereits 1:0. Einen Freistoß von Florian Heller hatte Kevin Hampf (7.) mit dem Hinterkopf ins Paderborner Netz befördert. Dennis Schulp (14.) und Mehmet Dragusha (44.) hätten in Durchgang eins dieses Ergebnis noch korrigieren können, doch Tomasz Bobel im Auer Tor wehrte beide Bälle glänzend ab, hielt die »Null« fest und entschied damit sehr früh diese Partie.
Denn in Durchgang zwei ging's fast nur noch in eine Richtung. »Wir haben Paderborn dominiert und hochverdient gewonnen«, meinte Aues Trainer Gerd Schädlich, der noch diesen Quervergleich hinterherschickte: »Im Hinspiel war's ein glücklicher Sieg für uns, heute nicht.«
Und ein Dreier, der noch hätte höher ausfallen können. Nur noch einen blitzsauberen Konter, über Skerdilaid Curri und Ersin Demir, schloss Florian Heller (72.) zum 2:0-Endstand ab. Sebastian Helbig (54.), Curris (59.) und erneut Heller (63.) hatten noch weitere Möglichkeiten, scheiterten aber an Tom Starke. »Da hat uns im entscheidenden Moment die Cleverness gefehlt«, monierte Schädlich.
Und der SC Paderborn 07? Die Rumpf-Elf kämpfte - anders als zuletzt in Burghausen - zwar, war aber eigentlich chancenlos. Spielerisch reichte es nach den Ausfällen von Schulp und Müller in der Offensive nicht. Mit Sebastian Schoof und Albert Bunjaku brachte Luhukay zwar seine beiden Wintereinkäufe, doch warum der SCP mit beiden die Verträge nicht verlängert, wurde erneut deutlich. Das Duo war zwar eminent fleißig, doch in der Spitze, dort, wo es auf diesen Positionen letztlich drauf ankommt, viel zu harmlos.
»Uns hat heute die Kraft gefehlt. Die Erfolge in Siegen und gegen Aachen sind doch arg an die Substanz gegangen. Wenn man dann auch noch mit einer 1:5-Packung nach Hause kommt und nach sieben Minuten schon wieder 0:1 zurück liegt, geht nicht mehr viel«, kommentierte Markus Bollmann sein »Abschieds-Heimspiel«.
Der Neu-Armine schob's auf den Kräfteverschleiß, obwohl man dem SCP zumindest das Bemühen nicht absprechen konnte. Die Elf gab alles, doch es reichte nicht und das war am Sonntag keine Frage der Kraft, sondern der Qualität. Und deshalb ist der SCP gut beraten, trotz aller wirtschaftlicher Zwänge den Kader entsprechend zu vergrößern. Denn ein so dezimierter SCP im Mai 2007 mitten im Zweitliga-Abstiegskampf - eine Vorstellung, über die man besser nicht so ganz intensiv nachdenkt.

Artikel vom 08.05.2006