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Air Berlin später an die Börse

Neuer Termin: 11. Mai - Aktie billiger?

Berlin (dpa). Die Fluggesellschaft Air Berlin hat ihren ursprünglich für heute geplanten Börsengang verschoben. Der Handelsstart an der Frankfurter Börse sei nun für den 11. Mai geplant, teilte das Unternehmen am gestern Abend mit.
In Turbulenzen: Air Berlin-Chef Joachim Hunold.

Nach Informationen aus Finanzkreisen wird die Preisspanne für die Aktie gesenkt. Das Orderbuch sei nicht vollständig gezeichnet worden, hieß es. Analysten hatten das Preisniveau von 15,00 bis 17,50 Euro als zu hoch kritisiert. Das Unternehmen selbst nannte keine Gründe. Die Frist, in der Investoren Aktien zeichnen können, werde bis voraussichtlich 10. Mai verlängert, kündigte Air Berlin an.
Erste Gerüchte, dass in der heißen Phase vor dem Tag X nicht alles nach Plan lief, waren schon am Nachmittag in Börsenkreisen aufgekommen. Am »Grauen Markt«, wo die Titel außerbörslich gehandelt werden, waren die Aktien da zuvor teils schon unter die Untergrenze der Spanne gefallen. Experten des Bankhauses Metzler nannten 12 Euro als »fairen Kurs«.
Inwiefern dies dem Werben um die Anlegergunst nachhelfen könnte, gilt aber als ungewiss. »Wenn die Leute für 15 Euro nicht kaufen wollen, dürfte es auch schwierig sein, die Titel zu einem tieferen Preis unterzubringen«, sagte Frank Schallenberger, Marktstratege bei der Landesbank Baden-Württemberg. Die Zweifel seien fundamentaler Natur. In der Bilanz 2005 standen auch wegen einmaliger Sondereffekte 116 Millionen Euro Verlust.
Für die ehrgeizigen Wachstumspläne der Nummer Zwei auf dem deutschen Linienflugmarkt bringt das Gerangel nicht gerade Auftrieb. Schließlich wird der erwartete Erlös nicht zuletzt zur Finanzierung schon bestellter neuer Flugzeuge gebraucht.
Und im Preiskampf mit den Rivalen von Lufthansa bis Easyjet kann finanzielle Schwäche schnell gefährlich werden. Nach den Planungen sollen mindestens 650 Millionen Euro und bis zu 872 Millionen Euro hereinkommen. Davon sind 350 Millionen Euro für das Unternehmen gedacht. Ob Air-Berlin-Kapitän Hunold mit einem solchen Schub rechnen kann, muss sich nun zeigen - die Höhenluft des Kapitalmarkts beginnt schon zu greifen.

Artikel vom 05.05.2006