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Die längste
Fahrradtour
ihres Lebens

Ehepaar Baßler plant Start am 9. Mai

Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). In einem Alter, in dem viele Menschen bereits über müde Knochen, Kurzatmigkeit und allgemein mangelnde Fitness klagen, geht ein Sennestädter Ehepaar in die Gegenoffensive: Pensionär Wilfried Baßler (63) und seine Frau Erika (58) machen eine Radtour zum Bodensee - 1300 Kilometer auf den schönsten Fernradwegen des Landes. Es wird die längste Tour ihres Lebens. Am Dienstag wollen sie starten, drei Wochen später den Zielort Konstanz erreichen.

Die Baßlers sitzen schon seit Jahren gerne im Sattel, erkundeten bereits das Altmühltal, das Ruhrgebiet, Ostfriesland, die Mosel, die Weser sowie die Ostseeküste mit Usedom und Rügen per Fahrrad. Allerdings waren dies immer Touren von einer Woche und nicht mehr als 400 Kilometern. Jetzt wollen sie sich selbst beweisen, dass sie fit genug sind, die halbe Republik am Stück zu durchqueren (siehe Karte rechts). Allerdings soll es kein sportlicher Wettkampf werden, sondern einfach eine entspannte Ausfahrt, mit Tagesetappen von 60 bis 70 Kilometern »und genügend Zeit, auch mal irgendwo einen Tag länger bleiben zu können, wenn es schön ist«, erklärt Wilfried Baßler. »Am liebsten kehren wir in einheimischen Gasthöfen mit eigener Schlachterei ein oder bei Winzern. Ich freue mich schon auf die guten Ahr-Weine...«
Die Idee zu diesem Abenteuer lieferte ihnen eine Reportage im WESTFALEN-BLATT: Darin hatte im vergangenen Oktober der Freiburger Journalist Martin Kissel von seiner Erfahrung mit einer ähnlichen Drahtesel-Tour berichtet. Der 47-Jährige war in drei Wochen von Freiburg nach Hamburg gefahren - ohne jedes Training und vor allem, um Deutschland mal aus einer anderen Perspektive kennen zu lernen. Den Baßlers ging fortan diese Sache nicht mehr aus den Köpfen. Sie kontaktierten Martin Kissel, glichen ihre Tourenpläne mit seinen ab und fahren nun tatsächlich über weite Strecken auf seinen Spuren, profitieren von seinen Aufzeichnungen. Zusätzlich hat Wilfried Baßler viel Kartenmaterial studiert und im Internet recherchiert. Fest steht, dass sie seine Schwester Gisela in Recklinghausen und seine Cousine Waltraud in Karlsruhe besuchen wollen. »Gespannt bin ich auch auf die Eifel«, sagt er. »Weil ich keine Ahnung habe, wie hügelig das da wird.« Noch nicht endgültig geplant ist die Strecke zwischen Saarbrücken und Karlsruhe - auf diesem Abschnitt gibt es keinen Fernradweg. Im Internet fanden die Baßlers die dazu passende Routenbeschreibung, die wildfremde Menschen »Gerdas Lieblingsradweg« getauft haben. »Könnte gut sein, dass wir den nehmen«, vermutet Erika Baßler, die, genau wie ihr Mann, die modernen Navigationssysteme grundsätzlich ablehnt. »Wir fahren lieber altmodisch nach Karte. Das ist viel schöner. Wahrscheinlich sind wir zu konservativ erzogen worden...«
Nicht mehr als 20 Kilogramm Gepäck pro Person, verteilt auf eine Satteltasche mit Koffersystem, wollen sie mitnehmen: Radschuhe, Regenzeug, Funktionswäsche, Erste-Hilfe-Set, Flickzeug, Sonnencreme, Karten, ein Kartenspiel und das Handy gehören zur Ausrüstung. »Und natürlich täglich frisches Obst«, ergänzt Erika Baßler. »Denn nach einem kräftigen Frühstück lassen wir das Mittagessen oft ausfallen. Statt dessen gibt es Äpfel, Bananen und Müsliriegel.« - »Oder ein Leberkäse-Brötchen...«, schmunzelt er.
Am Dienstag, 9. Mai, 9 Uhr, soll es dann also losgehen: Vom Uchteweg in Sennestadt auf die Elbeallee, über Eckardtsheim, Verl und Gütersloh ins Ruhrgebiet, weiter ins Rheinland, durch die Eifel, ins Saarland, durch den Pfälzer Wald und das Elsass bis nach Württemberg. Am liebsten fahren sie an Flussufern oder durch die Weinberge. Die erste Etappe führt allerdings wenig spektakulär nach Hamm. Übrigens: »Aus Sicherheitsgründen fahren wir nur mit Helm«, betont Wilfried Basler. Seine Frau findet die Idee gar nicht toll: »Das sieht ja soooo doof aus«, sagt sie verschmitzt. »Ich setze das Ding frühestens in Verl auf, falls mich vorher jemand sieht, der mich kennt...«
Die Zuversicht, dass sie die Tour konditionell gut überstehen, nehmen die Baßlers aus ihrem Vorbereitungsprogramm: Über Monate strapazierten sie dreimal wöchentlich die »Spinn-Bikes« und Kraftgeräte im Sennestädter Fitness-Studio Eden. Außerdem sind beide aktiv bei den Sportfreunden, er sogar als Übungsleiter für Wassergymnastik und Erwachsenensport.

Artikel vom 06.05.2006