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Säumige Mieter
hinterlassen
eine Müllkippe

Sogar die Haustiere bleiben zurück

Von Peter Monke (Text und Fotos)
Quelle (WB). »Es gibt Leute, die können ihre Miete nicht zahlen, und solche, die wollen ihre Miete nicht zahlen«, sagt Ewald Köller verbittert. Der 68-Jährige ist überzeugt, sich in den vergangenen anderthalb Jahren mit Vertretern der letzteren Sorte herumgeschlagen zu haben. Die sind zwar mittlerweile ausgezogen, haben das Haus am Idunaweg dafür aber wie eine Müllkippe hinterlassen.

Bereits im Eingangsbereich der Wohnung liegt ein unangenehmer Geruch in der Luft. Auf dem Boden sind büschelweise Hundehaare verteilt. Überall stehen Pappkartons und Kisten, in denen wahllos alte Schallplatten, defektes Spielzeug oder Computertastaturen durcheinander fliegen. Selbst ihre sechs Meerschweinchen hat die Familie zurückgelassen. In deren Käfigen findet sich mehr Kot als Streu und Futter.
»Dass die Wohnung verkommt, habe ich direkt nach dem Einzug gemerkt«, sagt Köller. Anfangs habe er es im Guten versucht und immer wieder mehr Sauberkeit und Ordnung angemahnt. Passiert sei nichts. Hinzu kamen bald gewaltige Mietrückstände: »Nur im ersten Monat haben sie bezahlt, danach habe ich kein Geld mehr gesehen.« Nach einem halben Jahr habe er deshalb den Schlussstrich gezogen und eine Räumungsklage veranlasst.
»Dabei war ich in einem gerichtlichen Vergleich bereit, auf jede Menge Geld zu verzichten«, sagt Köller. Mietrückstände und Verfahrenskosten beliefen sich damals seinen Angaben nach auf etwa 10 000 Euro, nur die Hälfte hätten die Mieter nach dem Vergleich zahlen müssen. Wieder passierte nichts. Stattdessen flatterte Köller eine Aufforderung des Gerichtsvollziehers auf den Tisch, für die Räumung der Wohnung und die Einlagerung der Einrichtung 8000 Euro Vorschuss zu leisten, da die Mieter nicht solvent seien.
»Völliger Quatsch, schließlich hätte man da nur Sperrmüll einlagern können«, meint Köller, der sich daraufhin ein letztes Mal um eine gütliche Lösung bemühte. In einem neuen Mietvertrag traten ihm die Mieter den monatlich fälligen Mietbetrag von ihrem Arbeitslosengeld II ab, die Zahlung wurde fortan direkt von Arbeitplus an Köller weitergeleitet. Nach dieser Vereinbarung habe sich die Familie dann auf die Suche nach einer neuen Wohnung begeben. »Wahrscheinlich haben sie damit einen Weg gesucht, das Mietgeld wieder selbst in die Hand zu bekommen«, vermutet Köller. Ende April seien sie dann in einer Nacht- und Nebelaktion ausgezogen - ohne vorher zu kündigen.
Geld sieht der 68-Jährige ab sofort trotzdem keines mehr. Da die Familie einen neuen Mietvertrag abgeschlossen habe, sei die an ihn abgetretene Summe für Arbeitplus hinfällig, sagt Köller. Auf das Angebot, die Mai-Miete in Raten von 30 Euro abzustottern, gingen seine ehemaligen Mieter nicht ein. »Die haben sich an der Formulierung ÝunwiderruflichÜ im Vertrag gestört und das Papier deshalb nicht unterzeichnet.«
Insgesamt beziffert er den Schaden auf 15 000 Euro. Hinzu kämen Renovierungsarbeiten von 5 000 Euro, damit das Haus überhaupt wieder bewohnbar sei. »Was mich an der Situation am meisten stört, ist die Gleichgültigkeit, die von diesen Mietern an den Tag gelegt wurde. Es ging nicht darum, dass sie die Miete nicht zahlen konnten - sie wollten nicht und haben das Geld lieber in Luxus- und Genussmittel gesteckt«, sagt Köller. Viele Nachbarn, mit denen er immer gut ausgekommen sei, hätten ihn wegen seiner Mieter zuletzt nicht mehr gegrüßt. »Das tut persönlich weh, aber die hatten einfach die Nase voll.« Neue Mieter will der 68-Jährige in Zukunft doppelt unter die Lupe nehmen.
Um ähnlich schlechte Erfahrungen gar nicht erst machen zu müssen, rät Brigitte Schultz von der Eigentümerschutz-Gemeinschaft »Haus & Grund« in Brackwede Vermietern sicherheitshalber zu einem Solvent-Check. Dabei ist vom Mieter ein Fragebogen auszufüllen, der vor Unterzeichnung des Mietvertrages von der Firma Interscore in Baden-Württemberg ausgewertet wird. »Vergleichbar ist das Ganze mit der Schufa-Auskunft bei einer Bank«, erklärt Schultz. Der Vermieter bekäme so Einblicke, ob der potentielle Mieter als zuverlässig zahlender Kunde bekannt sei oder nicht. Mitglieder kostet dieser Service 20 Euro.

Artikel vom 05.05.2006