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Der Altstar setzt auf Drogba

WM-Paten (Folge 25): Paderborner Leon Ibo stürmte für die Elfenbeinküste

Von Franz-Josef Herber
Paderborn (WB). Einmal im Jahr schnürt Leon Ibo noch die Fußballschuhe. Dann steht der 58-jährige »Bomber« von der Elfenbeinküste zum Auftakt des Paderborner Liborifestes mit Schaustellern und Ratsherren auf dem Platz. Und selbst bei diesem Hobbykick erkennen die Zuschauer: Hier spielt ein ganz Großer. Leon war Nationalspieler in seinem Heimatland und Anfang der 70er Jahre einer der besten Fußballer Afrikas.

Es hätten mehr als nur sieben Länderspiele werden können, doch Leon Ibo nutzte 1972 die Gunst der Stunde und siedelte nach Deutschland über. Entdeckt von einem Besucher aus Steinheim, der ein Haus an der Elfenbeinküste hatte, erhielt er das Angebot, den heimischen FC im Kreis Höxter in der Landesliga zu verstärken.
»Miete, Essen und Taschengeld«, erinnert sich Ibo, habe er damals erhalten. Von Steinheim wechselte er zum SC Grün-Weiß Paderborn (ebenfalls Landesliga) und stieg dann mit dem BV Bad Lippspringe in die Verbandsliga auf. Zum Sprung in den bezahlten Fußball reichte es nicht, aber immerhin zu einem Probetraining beim SV Werder Bremen.
Er spielte und wohnt in Deutschland, den Kontakt zu seinem Heimatland hat der gelernte Elektrotechniker und zweifache Vater aber nie verloren. »Zahlreiche Wegfährten von früher haben heute wichtige Posten in unserem Fußballverband«, erzählt Leon, der regelmäßig an die Elfenbeinküste reist. Dort ist er nicht nur ein gefragter Gesprächspartner in Sachen »Fußball«, sondern unterstützt auch Firmen bei der Einrichtung von Wasseraufbereitungsanlagen in dem 17-Millionen-Einwohner-Land.
Natürlich steigt auch bei Leon langsam, aber sicher das Fußballfieber. Ein T-Shirt mit einem Foto seiner Nationalmannschaft hängt bereits griffbereit im Schrank und gleich daneben - und das ist viel wichtiger - ein Trikot von Didier Drogba. »Er kann einer der ganz großen Stars der Weltmeisterschaft werden«, setzt der Paderborner auf den Stürmerstar des FC Chelsea. Überhaupt sei es ein großer Vorteil, dass fast alle Spieler der Elfenbeinküste in europäischen Mannschaften tätig sind. An das Vorurteil, dass afrikanische Teams nur spielerisch stark sind und nicht kämpfen können, glaubt Ibo schon lange nicht mehr. »Wir haben früher noch gedribbelt, bis wir müde waren«, sagt er und schmunzelt.
Einen klaren Favoriten sieht Leon bei dieser WM übrigens nicht. »Es gibt keine überragende Mannschaft, viele Teams haben das Zeug für den Titel«, ist seine Experten-Meinung. Auch Deutschland sei durchaus ein Kandidat, wenn die Klinsmann-Truppe »ruhig und cool« bleibe. Und seine Landsleute? »Die Elfenbeinküste kommt auf jeden Fall ins Achtelfinale«, ist Leon überzeugt - und das trotz so anscheinend übermächtiger Konkurrenz wie Argentinien und Holland, die neben Serbien-Montenegro in der »Todesgruppe« C Gegner des WM-Neulings sind. Seine Prognose: »Wir schlagen Argentinien!« Und das gleich im ersten Spiel.

Artikel vom 11.05.2006