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Kommentar
DRK-Suchdienst

Am falschen Ende gekürzt


Solange noch Menschen aus der Kriegsgeneration leben, ist es ihnen der Staat schuldig, nach vermissten Angehörigen zu suchen. Diese Aufgabe, die seit 60 Jahren das Rote Kreuz in vorbildlicher Art und Weise wahrnimmt, wird aber in jüngster Zeit von der Bundesregierung erschwert. Der Direktor des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen, Charles-Claude Biedermann, beklagt »massive Personalkürzungen«. Auf Druck des Innenministeriums als Geldgeber hätten 65 Stellen gestrichen werden müssen.
Außerdem lehne es die Regierung ab, sich an den Kosten zu beteiligen, um die Millionen Dokumente für Historiker zugänglich zu machen. Bei 1,3 Millionen ungeklärten Schicksalen stößt die Regierung mit ihrem Verhalten vielen Frauen und Kindern vor den Kopf, die wissen möchten, wo ihr Mann oder Vater im Krieg umgekommen ist. »Die Ungewissheit über das Schicksal naher Angehöriger ist genauso schwer zu ertragen wie die Gewissheit ihres Todes«, betont Dorota Dziwoki vom DRK-Generalsekreatariat zurecht. Nicht alle Fälle können aufgeklärt werden: Die Opfer der »Todesmärsche« und »Vernichtungslager« sind nicht dokumentiert. Aber der 8. Mai mahnt uns, die Suche nach 100 000 anderen fortzusetzen. Dietmar Kemper

Artikel vom 08.05.2006