05.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nachfolge noch unklar

Gedenken am 28. Mai


Berlin/Düsseldorf (dpa). Zentralrats-Generalsekretär Stephan J. Kramer erklärte gestern am Rande der Trauerfeier, die Frage der Spiegel-Nachfolge solle erst nach Ablauf der 30-tägigen Trauerzeit diskutiert werden. Turnusmäßig stünden Präsidenten-Wahlen erst im Winter an. Geleitet wird der Zentralrat der 110 000 Juden in Deutschland bis zur Wahl von den Vizepräsidenten Korn und Charlotte Knobloch.
Vertreter des jüdischen Lebens in Deutschland haben unterdessen zur weiteren Integration der aus Osteuropa zugewanderten Juden aufgerufen. Neben dem Kampf gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus müsse sich ein Nachfolger Spiegels vor allem um die Eingliederung der vorwiegend aus Russland stammenden Juden bemühen.
Auch der frühere Zentralrats-Vizepräsident Michel Friedman sagte, es gehe darum, den jüdischen Einwanderern Identität zu vermitteln. Der Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrums in Potsdam, Prof. Julius Schoeps, sagte, die Veränderungen der jüdischen Gemeinde in Deutschland würden sich künftig stärker im Zentralrat widerspiegeln. 80 Prozent der Gemeindemitglieder stammten aus der früheren Sowjetunion. »Paul Spiegel war wohl der letzte Vertreter des einstigen deutschen Judentums.«
Erste Weichenstellungen könnten am 28. Mai bei einem offiziellen Gedenken in der Düsseldorfer Tonhalle erfolgen. Hohe deutsche Politiker und möglicherweise Vertreter der israelischen Regierung werden erwartet..

Artikel vom 05.05.2006