05.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vogelgrippe

Spagat nicht zu schaffen


Wütende Proteste der Geflügelzüchter, großzügige Ausnahmen vom Ministerium und aus Sicht des Seuchenschutzes fast zu weit gegangen, aber für sterbende Betriebe immer noch zu wenig getan: So lautete gestern das stark verkürzte Fazit am Ende eines fast normalen Arbeitstages des Horst Seehofer.
Muss der Minister nun deshalb zurücktreten, wie es die von den Begleiterscheinungen der Vogelgrippe ruinierten Betroffenen verlangen?
Nein, der Spagat zwischen einer aus Asien eingeschleppten, nur auf den ersten Blick einfachen Tierkrankheit und dem wirtschaftlichen Bankrott heimischer Höfe ist nicht zu schaffen. Den Bauern quellen die Ställe über, geht die letzte Finanzkraft für Futtermittel drauf. Ihr verzweifelter Protestzug nach Berlin ist nachvollziehbar und absolut berechtigt. Aber Verbraucherschutzminister Seehofer muss auch noch zur Verfügung und zu seiner Verantwortung stehen, wenn der erste Fall von Vogelgrippe bei Menschen in diesem Land gemeldet werden sollte.
Dann dreht sich der Wind um 180 Grad - nicht weil die Medien das so wollen, sondern weil verängstigte Bürger um ihr Leben fürchten.
Es gibt keine befriedigende Lösung. Weder die gestern gestartete Freiland-Bürokratie bringt Verhältnisse wie vor der Vogelgrippe zurück noch hat die Regierung heute ausreichend Geld, um alle Schäden per Scheckbuch zu begleichen. Auch das gab es nur in den guten alten Zeiten. Reinhard Brockmann

Artikel vom 05.05.2006