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Abstieg am Fernseher
Hart
am
Ball
Von Friedrich-Wilhelm Kröger

So ein Abstieg mit allem Drum und Dran ist es ja nicht gewesen. Im wieder einmal ausverkauften Stadion des 1. FC Köln wurden keine Klagelieder angestimmt, Fans und Spieler spürten zwar, dass es nach dem 0:1 gegen den Hamburger SV kaum noch eine Rettung geben würde, aber in diesem Verein dauert die Wundergläubigkeit wirklich so lange, bis die Tabelle auch dem letzten kühnen Kölner klar macht: Aus und vorbei, Ende, das war`s.
Diese Gewissheit kam mit Verspätung und sie kam vor dem Fernseher, oder wo immer sonst die Geißböcke einen Abend nach dem eigenen Spiel von den Liga-Resultaten aus Frankfurt und Wolfsburg erfuhren. Danach gab es kein Entrinnen mehr: Liga zwei - Köln ist wieder einmal dabei.
Wer als äußerer Beobachter in sein Schicksal gezwungen wird, kann nicht einmal mehr tränenreich auf den Rasen sacken. Das werden die FC-Profis nun am Samstag im Bremer Weserstadion ganz bestimmt auch nicht mehr nachholen. Die Endgültigkeit ihres Abschieds vollzog sich ohne jede Rührseligkeit, es blieb ihnen nur die passive Rolle beim eigenen Ende. So unsentimental wird der dritte Absteiger nicht ausgewählt, denn die beiden letzten Runden finden zeitgleich statt. Das hat schon oft eine schmerzhafte Dramaturgie angenommen, bei der sich die Betroffenen dann auch noch zusehen lassen müssen. Insofern hatte es der 1. FC Köln vielleicht besser.
Der begann schon mit den Aufräumarbeiten, die ihm über die Jahre geläufig geworden sind und er vertraut darauf, auch dieses Mal schnell wiederzukommen. Zuvor ist wohl nicht auszuschließen, dass das letzte, vollkommen bedeutungslose Heimspiel gegen Arminia Bielefeld zu so etwas wie einer großen Abstiegsparty wird.

Artikel vom 05.05.2006