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In dunkler Umgebung gefangen

Ex-Geiseln brechen ihr Schweigen: Im Irak eine »Art Folter erlebt«

Thomas Nitzschke (l.) und Rene Bräunlich haben die Teilnahme an einem Dankgottesdienst abgesagt.

Leipzig (dpa). Die am Dienstag freigekommenen Techniker René Bräunlich und Thomas Nitzschke haben in ihrer 99-tägigen Geiselhaft im Irak unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen. In einem Interview der »Leipziger Volkszeitung« schildern die beiden Ingenieure, sie seien in Erdlöchern und Sandkuhlen eingepfercht worden. Ihre Unterbringung in fast dunkler Umgebung beschreiben sie als »eine Art Folter«. Misshandelt worden seien sie aber nicht.
Während der gesamten Zeit seien sie in der Hand nur einer Entführergruppe gewesen. »Es war immer dieselbe Gruppe, die uns gefangen hielt. Es stimmt nicht, dass wir verkauft wurden«, sagte Nitzschke. Zum Problem des Arbeitseinsatzes in einer höchst gefährlichen Region sagte Nitzschke: »Wir wussten, wo wir hingehen. Uns war aber nicht bewusst, dass das eine der gefährlichsten Zonen des Irak ist. Ganz im Gegenteil. Uns wurde gesagt, dass diese Ecke eigentlich ganz ruhig ist.« Nitzschke (28) und Bräunlich (32) waren im Auftrag der Firma Cryotec bei Leipzig zum Aufbau einer Stickstoff-Gewinnungsanlage in die nordirakische Industriestadt Baidschi gereist und kurz nach ihrer Ankunft entführt worden.
Wann die Monteure mit ihren Familien nach Leipzig heimkehren, ist unklar. Derzeit sind sie an einem geheim gehaltenen Ort. Am Montag sind ein Dankgottesdienst an der Leipziger Nikolaikirche geplant, an dem die beiden Ingenieure aber nicht teilnehmen.

Artikel vom 06.05.2006