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Werder-Wut nach
Micoud-Sperre

DFB-Urteil ist »inakzeptabel«

Frankfurt/Main (dpa). Als Christian Wörns und Johan Micoud die Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt/Main verließen, war für beide die Saison beendet. Noch schlimmer: Auch zu Beginn der neuen Spielzeit werden sich die Leistungsträger ihrer Vereine auf der Tribüne wiederfinden.
Das DFB-Sportgericht unter Vorsitz von Richter Rainer Koch (Poing) sperrte den Dortmunder Wörns für vier, den Bremer Micoud für drei Spiele. Besonders im Fall Micoud schäumten die Emotionen hoch. »Das Urteil ist unverständlich und inakzeptabel. Es widerfährt einem hier keine Gerechtigkeit«, wetterte Bremens Manager Klaus Allofs, nachdem sich die Bremer notgedrungen auf einen von Koch vorgeschlagenen Handel eingelassen hatten. Die Hanseaten akzeptierten nachträglich das vom Kontrollausschuss beantragte Strafmaß von drei Spielen, weil Micoud sonst eine längere Sperre gedroht hätte.
Das Gericht folgte überwiegend den Aussagen des Schalkers Christian Poulsen, dem Micoud im Spiel am 23. April mit der Hand in den Genitalbereich gegriffen haben soll. Während der Franzose nur von einer Berührung sprach, bestand der Däne im Gegensatz zu einer zuvor von ihm eingereichten schriftlichen Erklärung darauf, einen Griff gespürt zu haben. »Deshalb habe ich mich theatralisch fallen gelassen«, erklärte Poulsen.
Dass Richter Koch aus Mangel an eindeutigen Beweisen den Aussagen Poulsens mehr Glauben schenkte als den Ausführungen Micouds, trieb Allofs die Zornesröte ins Gesicht. »Johan ist auch kein Engel. Aber wenn man über Engel spricht, darf man den Namen Poulsen gar nicht in den Mund nehmen.« Johan Micoud fehlt Werder nun auch im vielleicht entscheidenden Duell um Platz zwei beim Hamburger SV.
Wie für den Franzosen, der wegen einer »Tätlichkeit nach einer zuvor an ihm begangenen sportwidrigen Handlung« gesperrt wurde, bedeutet das Urteil auch für den Dortmunder Wörns das Saisonende. Beim 33-Jährigen sah das Sportgericht zwar vom Tatbestand einer Tätlichkeit ab, sprach aber von einer »deutlich unerlaubten, gesundheitsgefährdenden Spielweise«. Verteidiger Wörns hatte den Nürnberger Stefan Kießling mit dem linken Arm am 22. April am Kinn getroffen. Wäre auf Tätlichkeit erkannt worden, hätte er auch sechs Spiele gesperrt werden können.
Der BVB-Profi verließ ebenso wie Micoud die DFB-Zentrale mit einem langen Gesicht. Richtig bedient war Allofs: »Ich habe schon öfter gesagt, dass ich nicht mehr hierher komme, weil es nichts bringt. Jetzt ist es soweit.«

Artikel vom 06.05.2006