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Dividende nur
schwacher Trost

Aktionäre kritisieren Telekom hart

Köln (dpa). Der Vorstand der Deutschen Telekom ist bei zahlreichen Aktionären trotz Rekordüberschuss' und Höchstdividende in die Schusslinie der Kritik geraten. Auf der Hauptversammlung in Köln monierten sie vor allem die schwache Entwicklung der T-Aktie.
Kai-Uwe Ricke: T-Aktie hat enttäuscht. Foto: dpa
Vertreter von Aktionären aus der Belegschaft rügten zudem die Sparpläne und den massiven Stellenabbau beim Bonner Riesen. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke rechtfertigte den Abbau von Arbeitsplätzen erneut als unvermeidbar, um die Zukunft des Unternehmens sicher zu machen.
Vor mehr als 6000 Aktionären bezeichnete der Vorstandsvorsitzende die Entwicklung der T-Aktie als enttäuschend. Vor diesem Hintergrund will der Vorstand den Unternehmenswert stärker in den Blick nehmen, um so der Aktie auf die Sprünge zu helfen. »Die Aktionäre stehen für uns im Fokus«, sagte Ricke. Seit einigen Jahren bewegt sich die T-Aktie um ihren Ausgabekurs (14,32 Euro) von 1996. Im Frühjahr 2000 hatte sie ihren Höchststand bei 104 Euro erreicht. Auch der Einstieg des US-Investors Blackstone hat den Kurs nur kurzfristig beflügelt.
Im vergangenen Jahr hatte die Telekom ihr bestes Ergebnis der Firmengeschichte eingefahren. Bei einem Konzernumsatz von 59,6 Milliarden Euro kletterte der Gewinn einschließlich Sondereffekte auf 5,6 Milliarden Euro. An die Aktionäre wird eine Dividende von 0,72 Euro ausgeschüttet.
Hans-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte, dass die Anteilseigner allein im vergangenen Jahr an der Börse um 10 Milliarden Euro ärmer geworden seien. »Eigentlich müsste die Ausschüttung nicht Dividende, sondern Schmerzensgeld heißen«, sagte der Aktionärsschützer. Auch im Vergleich zu ihren Wettbewerbern habe die Telekom bei der Kursentwicklung schlecht abgeschnitten und nur den vorletzten Platz belegt.
Unterdessen rücken Übernahmen für die Telekom wieder stärker ins Blickfeld. »Wir sind entschlossen, unsere Führungsposition zu halten und auszubauen«, kündigte Ricke an. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom gemeinsam mit der niederländischen KPN die Übernahme der britischen O2 erwogen. Inzwischen wurde der Mobilfunkkonzern von Spaniens Telefónica geschluckt. Dagegen tätigte die Telekom kleinere Zukäufe wie den Mobilfunkbetreiber tele.ring in Österreich und die VW-Tochter Gedas. Zum Stellenabbau sagte Ricke: »Wir dürfen uns von den guten Geschäftszahlen 2005 nicht blenden lassen«. Bis Ende 2008 will die Telekom 32 000 Leute loswerden.

Artikel vom 04.05.2006