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Heimkehr nach 100 Tagen

René Bräunlich und Thomas Nitzschke erschöpft, aber unverletzt

Berlin (dpa). Genau 100 Tage nach ihrer Entführung im Irak sind die beiden freigelassenen Geiseln René Bräunlich und Thomas Nitzschke gestern wohlbehalten nach Deutschland zurückgekehrt. Erschöpft, aber unverletzt: René Bräunlich und Thomas Nitzschke bei ihrer Ankunft in Berlin.
Sie landeten mit einem Privatjet um 14.18 Uhr auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes hat eine medizinische Untersuchung ergeben, dass die beiden Männer zwar erschöpft sind, ihre Gefangenschaft aber unverletzt überstanden haben.
»Wir sind sehr froh, noch am Leben zu sein, was für uns nicht selbstverständlich ist«, sagte Nitzschke (28) nach der Landung auf dem Rollfeld. Er und sein Kollege Bräunlich (32) hatten sich unmittelbar nach ihrer Freilassung aus der Gewalt irakischer Entführer in der deutschen Botschaft in Bagdad die Bärte - die auf dem letzten Geisel-Video noch zu sehen waren - abgeschnitten. Die beiden am 24. Januar in Baidschi nördlich von Bagdad entführten Techniker aus Leipzig dankten noch auf dem Flughafen vor allem ihren Familien und dem Krisenstab des Auswärtigen Amtes. Bräunlich sagte: »Ich bin froh, wieder daheim zu sein. Mir fehlen einfach die Worte. Wir hatten eine schwere Zeit.« Er wirkte ebenso erschöpft wie Nitzschke.
Nitzschke betonte in seiner kurzen Erklärung weiter: »Wir danken allen, die an unserer Freilassung beteiligt waren. Besonderer Dank gilt dem Auswärtigen Amt und dem Krisenstab. Und wir möchten nun unsere Familien wiedersehen, um uns zu vergewissern, dass es auch ihnen gut geht.«
Der Staatsminister im Außenministerium, Gernot Erler (SPD) sagte, die Arbeit des Krisenstabs sei nicht immer leicht gewesen. Über Wochen hinweg habe man keine brauchbare Verbindung in die Nähe der Entführer herstellen können. Dies sei »bitter« gewesen, sagte er. Erler bestätigte, alles spreche für eine Tat im kriminellen Bereich. »Schon bei der Analyse der verschiedenen Videos, die wir bekommen haben, haben wir Hinweise darauf bekommen, dass es nicht in Richtung des harten Kerns der Terroristen mit politischen Forderungen geht«, sagte er.
Die Spuren hätten in Richtung der irakischen »Geisel-Industrie« geführt. Dies sei auch »ein wenig die Chance« für die Freilassung der beiden Männer gewesen: »Wenn das in den harten politischen Kern hinein geht, ist das meistens nicht so glücklich.« Auch Erler wollte sich zu eventuellen Lösegeldzahlungen nicht äußern.
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Artikel vom 04.05.2006