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Thomas Dissmann (Christliche Gemeinschaft Bielefeld), Pastor Edwin Schulz, Präses Ekkehart Vetter und Dieter Stiefelhagen (v.li.). Foto: Meyer zur Heyde

Traditonaler Glaube
in modernen Formen

Freikirchliche Tagung - Offener Gottesdienst

Bielefeld (WB/mzh). Gut 100 Abgesandte des »Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden« sind zur Bundesdelegiertentagung nach Bielefeld angereist. Das einer Synode vergleichbare Gremium will vor allem beratschlagen, wie Kinder und Jugendliche in die Gemeindearbeit einbezogen werden können.

Einer der Höhepunkte der Tagung im Gemeindezentrum an der Herforder Straße 153 soll der heutige - für alle Bürger offene - Gottesdienst (19.30 Uhr) sein, in dessen Verlauf Alfred Buß, Präses der Ev. Kirche von Westfalen, ein Grußwort an die Gläubigen richten wird. Unter dem Dach des »Mülheimer Verbandes« (MVFEG), einem von vielen freikirchlichen Gruppen, wirken gut 40 Gemeinden (etwa 5000 Mitglieder); die Bielefelder Gemeinde - mit 103 Jahren bundesweit die älteste - zählt 130 Mitglieder.
Im Unterschied zu den »großen« Kirchengemeinden, in denen viele Menschen keine aktive Funktion haben, engagiert sich in den Freikirchen jedes Mitglied - zumeist ehrenamtlich (Prinzip der Freiwilligkeitsgemeinde). Die Bielefelder haben erst seit Anfang März einen hauptamtlichen Pastor in ihren Reihen: Edwin Schulz fand den Weg aus Mecklenburg-Vorpommern an den Teuto.
Zweite Besonderheit: Die Freikirchen praktizieren die Erwachsenentaufe. »Jeder muss frei entscheiden können, ob er zu uns gehören und im Glauben an Christus leben will«, sagte MVFEG-Präses Ekkehart Vetter gestern zum Auftakt der Tagung, die am Samstag endet. Trotz ihrer Unabhängigkeit arbeiten die Freikirchen auf vielfältige weise mit den Landeskrichen zusammen.
Laut Verbandssekretär Dieter Stiefelhagen haben die Freikirchen alle Generationen in die Gemeinde einbinden können: »Die Überalterung ist gestoppt, die Mitgliederzahlen steigen jährlich um vier Prozent.« Den kleinen Gruppen gelinge es leichter als dem »großen Schiff der Landeskirche«, traditionale Glaubensinhalte in moderner Form zu vermitteln, sagte Vetter. »Wir erreichen spirituell offene Menschen mit Distanz zu klassischen kirchlichen Strukturen.«

Artikel vom 04.05.2006