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Wie immer: Die Schule wirdÕs schon richten . . .

Aufgabe der Eltern: christliche Werte gemeinsam mit Kindern vorleben und erleben

Was soll Schule leisten? Die Kinder lernen viel mehr, als lesen, schreiben, rechnen: In der Grundschule erfahren sie Grundzüge der englischen Sprache und werden an christliche Werte herangeführt.

Zu dem von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen gestarteten »Bündnis für Erziehung«:
Sie titeln auf Seite 1 »Kinder sollen christliche Werte achten« und mir stellt sich sofort die Frage: »Und was ist mit den Eltern?«
Alle Überlegungen, Kinder über Schule und Konfirmandenunterricht an christliche Werte heranzuführen sind ja ganz gut und schön, aber nicht am Ursprung orientiert. Die Vermittlung beginnt schon bei der Geburt: das kleine Kind, vollkommen auf die Hilfe seiner Eltern angewiesen, darf seinen Eltern vertrauen, erfährt in den meisten Fällen auch die Gewissheit, geliebt zu sein. Vertrauen ist ein christlicher Wert. Oder werden nur die Dinge als christliche Werte betrachtet, die wir nach außen hin leben, also Rituale wie das Gebet, das geistliche Lied, der Kirchgang, die Teilnahme an religiösen Veranstaltungen...?
Auch Menschen, die sich nicht der Kirche und den regelmäßigen Veranstaltungen zugehörig fühlen, haben christliche Werte verinnerlicht. Nur leider werden diese Werte immer geringer und immer weniger an die Kinder weitergegeben. In dem Bericht Ihrer Zeitung wird wieder einmal die Verantwortung an die Institutionen abgegeben: Die Schule wirdÕs schon richten, die müssen dafür sorgen. Wie erwähnt beginnt die Erziehung, die eine Vielzahl christlicher Werte beinhaltet, im Elternhaus.
Später im Kindergarten (wenn es ein christlicher ist) werden Rituale und Inhalte aus der Bibel vermittelt sowie weiterhin Werte gelebt und vertieft. Es geht nicht um pure Vermittlung, was man darf und was nicht, es geht vielmehr um das Vorleben und Erleben christlicher Werte mit den Kindern gemeinsam.
»Werteaufbau und Wertevertiefung« können nicht funktionieren, wenn in der Familie anders gehandelt wird, z. B. durch Unverbindlichkeiten und mangelndes Vertrauen in der Partnerschaft, Gewalt in der Ehe oder auch gegen Kinder, Missachtung einzelner Familienmitglieder, Verstoß gegen Regeln wie Telefonieren beim Autofahren, Nicht-Anschnallen auf dem Rücksitz, achtloses Wegwerfen von Müll, bei Rot über die Ampel mit dem Kind an der Hand...
Ich arbeite in einer evangelischen Tageseinrichtung für Kinder im Kirchenkreis Gütersloh. Der Kindergarten ist meistens die erste Institution im Leben eines Kindes, die es besucht. Hier findet in der Regel das erste Mal Erziehung außerhalb der Familie statt. Wir nehmen die Familien mit in die Gemeinschaft des christlichen Lebens. Die Aussagen der Presbyter - »Wenn der Kindergarten den Familiengottesdienst gestaltet, ist es richtig voll in der Kirche« - belegen doch, dass wir in den Tageseinrichtungen für Kinder massgeblich am Aufbau der Gemeinde beteiligt und damit eine weitere Unterstützung beim Werteaufbau innerhalb der Familien sind.
Das ist nicht nur in Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft möglich. Auch in kommunalen Einrichtungen werden mit Kindern christliche Werte gelebt, sie werden nur nicht so genannt. Es sind jedoch Werte wie Vertrauen, Hilfsbereitschaft, Umweltschutzgedanken, Toleranz, Nächstenliebe, Integration (nicht nur von Menschen mit Migrationshintergrund), Verantwortung und gegenseitige Achtung. Es ist leider längst nicht mehr selbstverständlich, dass Eltern sich erziehungskompetent fühlen oder es sind. Die Beratungsstellen sind voll, die »Super-Nanny« erfährt eine zunehmende Beliebtheit, aber unsere Politiker doktern an Programmen zur Symptombekämpfung oder -unterdrückung herum.
Menschen, die christliche Werte in der frühkindlichen Prägungsphase nicht verinnerlicht haben, können sie auch nur schwer an eigene Kinder weitergeben. So müsste die Überschrift dieses Zeitungsartikels eigentlich lauten: »Menschen sollen christliche Werte achten«.Martina Bojko 33647 Bielefeld

Artikel vom 12.05.2006