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Ein Debakel
mit Folgen

SCP-Spieler auf dem Prüfstand

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Als der Mannschaftsbus des SC Paderborn am frühen Mittwochmorgen am Flughafen Ahden ankam, war nach knapp acht Stunden die stillste Rückfahrt im ersten Zweitligajahr beendet. Richtig laut war Trainer Jos Luhukay nach der 1:5-Klatsche in Burghausen noch in der Kabine geworden. Welche Folgen das Debakel hat, ließen die Verantwortlichen offen.

»Das war peinlich. Als Zweitligist stehen wir im Fokus der Öffentlichkeit und deshalb darf man sich so nicht präsentieren«, war Günther Rybarczyk auch am Tag danach noch hörbar angefressen. Der Bayer, der am Dienstagabend zum ersten Mal nach 35 Jahren wieder als sportlich Verantwortlicher in seine Heimat zurück gekehrt war, deutete auch Konsequenzen an: »Wir werden am Ende der Saison jeden Spieler genau durchleuchten, eine Bilanz ziehen und entscheiden, wer uns in der kommenden Saison weiterhelfen kann.« In die gleiche Richtung, wenn auch noch drastischer, hatte Luhukay direkt nach Spielschluss losgeledert: »Bei einigen Spielern muss man sich ernsthafte Gedanken machen, ob es Sinn macht, mit ihnen über die Saison hinaus zusammen zu arbeiten.«
Namen nannten weder Luhukay noch Rybarczyk, doch wer gemeint ist, liegt auf der Hand. So zum Beispiel Sebastian Schoof, Bernhard Erkinger und Albert Bunjaku. Bei allen drei Nachverpflichtungen läuft zum 30. Juni der sechsmonatige Vertrag aus. Während bei Schoof eine Weiterverpflichtung nahezu ausgeschlossen ist, konnte auch der lange verletzte Erkinger die Erwartungen nicht erfüllen. Ebenso Bunjaku. Extrem schnell, links wie rechts schussstark - die Vorzüge des Schweizers sind unübersehbar, was ihm fehlt, ist die Effektivität.
Das gleiche gilt aber auch für die beiden anderen »gesetzten« Paderborner Außenstürmer. Benjamin Schüßler und Mehmet Dragusha sind offensiv zu oft zu harmlos und zweikampfschwach in der Defensive. Der Albaner Dragusha traf in dieser Serie erst zweimal und bereitete zwei Treffer vor. Schüßler kommt ebenfalls auf zwei Tore und zwei Assists.
Beide stehen noch bis zum 30. Juni 2007 unter Vertrag, ebenso Markus Krösche. Der Außenverteidiger, seit Jahren einer der Publikumslieblinge, kommt in der zweiten Liga nicht in Tritt. »Kröschi« traf zwar zweimal, offenbarte aber defensiv ungewohnte Schwächen. Mal zu langsam, mal zu zögerlich im Zweikampf - das ist individuell zu wenig. Viel robuster muss auch Daniel Brinkmann werden. Das Jung-Talent ist zwar erst 19, doch im defensiven Mittelfeld sollte er ganz schnell lernen, sich in den entscheidenden Zweikämpfen zu behaupten.
Wie zum Beispiel Marc Gouiffe á Goufan oder Roel Brouwers. Beide standen am Dienstag nicht auf dem Platz und machten dadurch besonders deutlich, wie wichtig sie für das SCP-Team sind. Denn wenn die individuelle Klasse fehlt, geht's nur über das Team. Am drittletzten Spieltag versagte das komplette SCP-Kollektiv und ließ sich wehrlos abservieren. Das wäre mit diesen Spielertypen nicht passiert.

Artikel vom 04.05.2006