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Griff zum Joint
immer früher

Schärferer Kampf gegen das Rauchen

Berlin (dpa). Die Bundesregierung schlägt Alarm, weil Jugendliche immer früher zum Joint greifen. Berlin will Kampf gegen das Rauchen verschärfen.

»Umso früher der Konsum beginnt, desto größer ist das Risiko, psychisch abhängig zu werden«, sagte die Drogenbeauftragte der Regierung, Sabine Bätzing (SPD), gestern bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts.
Das Einstiegsalter für Cannabis sei in den vergangenen Jahren gesunken und liege bei 16 Jahren, sage Bätzing. Die Jugendlichen unterschätzten die Risiken. Etwa 400 000 Menschen seien abhängig oder konsumierten zu viel Cannabis. Die Bundesregierung will die Beratung ausbauen.
Die Zahl der Drogentoten sank 2005 mit 1326 insgesamt auf den niedrigsten Stand seit 1989, die der Erstkonsumenten illegaler Drogen ging ebenfalls zurück. Die Drogenbeauftragte gab dennoch keine Entwarnung. »Das Ausmaß der Tabak-, Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit ist alarmierend«, sagte Bätzing.
In Deutschland gibt es nach ihren Angaben 16,7 Millionen Raucher, 1,6 Millionen Alkoholabhängige und etwa 1,7 Millionen Medikamentenabhängige. Die Zahl der Todesfälle pro Jahr belaufe sich auf 120 000 durch Tabak und 40 000 durch Alkohol. Die Tabaksteuer-Erhöhungen und die Sondersteuer auf Alkopops hätten Wirkung gezeigt, sagte Bätzing. Der Anteil der Jugendlichen, die die Mischgetränke mindestens einmal im Monat tranken, habe sich halbiert.
Nichtraucher sollen besser geschützt werden. »Wir haben im Jahr etwa 3000 Tote bedingt durch Passivrauchen«, sagte Bätzing. Bis März 2008 soll es in 90 Prozent aller Gaststätten 50 Prozent Nichtraucherplätze geben. »Sollte die Hürde nicht greifen, werden wir uns eine gesetzliche Regelung vorbehalten.«
Bis März sei das Ziel von 30 Prozent Nichtraucherplätzen in 30 Prozent der Gaststätten nur knapp erreicht worden.

Artikel vom 04.05.2006