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Muskeln - die Musik im Manne

Janine Conde Lopez und Indra Ohlemutz stellen bei »Land in Sicht« aus

Von Matthias Meyer zur Heyde und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Zweifelsohne steht der männliche Körper im Mittelpunkt, aber weit und breit ist kein Fußballer zu sehen: »Unsere Ausstellung ist garantiert weltmeisterschaftsfrei«, versichern die Malerin Janine Conde Lopez und die Fotografin Indra Ohlemutz.

»Ich fotografiere Männer mit Muskeln«, sagt Indra Ohlemutz (26). Janine Conde Lopez (31) malt männliche Musiker, und beim Kellnern im »Fabrikart« vis-à-vis fanden die beiden, dass die künstlerischen Ergebnisse perfekt harmonieren. In der Galerie »Land in Sicht« zeigen sie nun »m3 - Männer, Muskeln und Musik«. Ihre Schau wird am Freitag, 5. Mai, 19 Uhr, eröffnet und ist bis zum 18. Mai in den Räumen an der Viktoriastraße 14 zu sehen - freitags/samstags/sonntags jeweils von 15 bis 19 Uhr.
Wenn Sie die Live-Vorstellung der neuen CD von J.P. Fair (2. Juni im »Irish Pub« im Rathaus) miterleben wollen und ihnen das CD-Cover spitze Schreie des Entzückens entlockt, gehen Sie doch vorher zur »m3«-Eröffnung bei »Land in Sicht«, denn Janine Conde Lopez hat das Original gemalt, eine coole Sinfonie in Grün und Gelb - und die ist am 5. Mai käuflich zu erwerben.
Die Bielefelderin zeigt acht Bilder und 13 Zeichnungen. Darunter sechs kleinformatige »Paare«, in denen sich je eine männliche Angstvorstellung einem Wunschtraum zugesellt. Lass mal sehen! Janine Conde Lopez packt eine filigrane Tuschezeichnung aus, die zwei netzbestrumpfte Beine zeigt, hochhackig bewaffnet und tiefe Wunden im devot hingestreckten Männerkörper hinterlassend. Soviel zu unseren Phobien, jetzt die Wunschliste: ein süßer Po, knackig quellend unterm strammen Korsett. Oha. O ja . . .
Außerdem zeigt Janine Conde Lopez einen 20-minütigen Film, der in ihrem Stieghorster Atelier gedreht wurde: »Verlorene Musik« folgt Michael Conde Lopez bei der Suche nach dem Musikstil, an den er sein Herz verlieren wird. Die Kamera filmt das Geschehen von oben, folglich liegt bei der Vorführung der Fernseher auf dem Rücken, und der Betrachter blickt von oben auf die Mattscheibe.
»Manche Menschen nehmen ihr Selbst nur noch durch die übersteigerte Inszenierung ihres Körpers wahr«, findet Indra Ohlemutz, die in Bodybuilding-Studios 32 wahre Muskelberge fotografiert hat (und, als Kontrapunkt, Fettberge in einem Budapester Schwimmbad). Mag sie auch die Köpfe ihrer Modelle in die Bildmitte rücken - die Kamera linst hinüber zum breiten Kreuz. Die Hessin, die an Bielefelds Fachhochschule für Gestaltung Diplom macht, lehrt Aerobic - sie beobachtet mithin das Phänomen des Narzissmus auch an sich selbst.
In der Regel aber sind es Männer, die unter der Last der Hanteln, auf dem Laufband oder im Schatten des Punchingballs schöner, jünger, toller werden wollen. Faszination Bizeps: »In meinen Arbeiten kehre ich immer wieder zum Mann als Motiv zurück«, gesteht Indra Ohlemutz strahlend, während Janine Conde Lopez, als sie jüngst den Pinsel zur Seite legte, schwor: »Den nächsten Zyklus widme ich der Frau!«
Zurück zum Punchingball: In der kreativen Galerie »Land in Sicht«, in der alles erlaubt ist, hängen die Gemälde und Fotos nicht etwa sittsam an den Wänden, sondern baumeln unbekümmert von der Decke. Dazwischen ein paar »Boxbirnen«, so dass, wer die Workouts liebt, sich an Kunst und Sandsack gleichermaßen abarbeiten kann. Um die schweißtreibende Praxis theoretisch zu unterfüttern, spricht am Dienstag, 9. Mai, 19 Uhr, Prof. Martin Deppner in der Galerie über das Thema »Männer, Medien, Maskerade«.
Wer Spaß an dieser jungen Kunst hat, findet mehr auf den Homepages der beiden: www.andersartiges.de (Conde Lopez) und www.zumilo.de (Ohlemutz).

Artikel vom 03.05.2006