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Pfarrer will »Licht in
die Sache bringen«

Paulus-Konfirmanden sollen geprügelt haben


Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Drei Konfirmanden der Pauluskirchengemeinde stehen im Verdacht, während einer Freizeit einen 14-jährigen Jungen verprügelt zu haben. Während die Mutter des Opfers Strafanzeige bei der Polizei erstattet hat, ist Pfarrer Michael Sturm sehr bemüht, »Licht in die Sache zu bringen«.
Der Vorfall geschah am vergangenen Sonnabend, als die Paulus-Konfirmanden eine Wochenend-Freizeit im CVJM-Heim der Jakobus-Kirchengemeinde abhielten. Harry S. (Name des Jungen geändert) war um 17.30 Uhr auf dem Weg aus dem Schlafsaal heraus, als sich ihm drei Mitkonfirmanden in den Weg stellten. Er habe noch »an einen Spaß gedacht, als sie mich fesseln wollten«, sagte Harry gestern. Ihm seien die Hände auf dem Rücken zusammengebunden und die Füße gefesselt worden. Dann sei er an ein Sofa angebunden worden.
Zwei der Jungen hätten ihm daraufhin mit Bambusstöcken »mehrmals auf die Beine und einmal auf einen Finger und ins Gesicht gehauen«. Die drei Jungen hätten etwa zwei Minuten auf ihn eingeschlagen: »Sie haben mich dann losgebunden, weil ich geweint habe.« Weil er zu den Betreuern kein Vertrauen gehabt habe, habe er die Freizeit am Sonnabend um 18 Uhr vorzeitig verlassen. Harry vertraute sich seiner Mutter an, die umgehend Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung bei der Polizei erstattete.
Pfarrer Michael Sturm, der die Konfirmanden der Pauluskirchengemeinde in wenigen Wochen segnen wird, hat in den vergangenen Tagen aufgrund des Vorfalls »einige Gespräche geführt«. Nach seinen Worten gibt es bisher »unterschiedliche Darstellungen« und »noch kein zutreffendes Bild«.
Die Ermittlungsarbeit der Polizei will der Geistliche nicht abwarten, will »selbst die Wahrheit erforschen«, will »ein Bild der Ereignisse«. Drei mögliche Konsequenzen jedoch stehen für Michael Sturm fest: »Es kann eine Versöhnung sein, die eindringlich und von Reue getragen ist.« Nicht ausschließen will der Pfarrer, dass es für die drei Urheber der Prügelei keine Konfirmation geben wird, dass sie aber eine Chance in Form der Verlängerung des Konfirmandenunterrichts erhalten werden.
Sollte sich indes noch eine Kehrseite der Wahrheit ergeben, so bliebe eine weitere Konsequenz. Michael Sturm: »Dann werden alle vier Jugendlichen nicht konfirmiert.«

Artikel vom 03.05.2006