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»Beide Welten
sind absurd«

Luftgeister und Fußball im Tanz


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Unterschiedlicher könnte ein Tanzabend wohl kaum sein. Am Samstag, 6. Mai, 19.30 Uhr, im Theaterlabor Tor 6 haben »Gisela« des Choreografenpaares Guy Weizman und Roni Haver Premiere, danach zeigt Jo Stromgren »A Remixed Dance Tribute To Football«. Weizman/Haver interessierte in »Gisela« die »Willis« (Luftgeister), die »gestorbenen Bräute«, die Männer zu Tode tanzen, Stromgren zeigt ein »Fußballballett« - im wahrsten Wortsinn. Es tanzt die Ballett-Compagnie des Theater Bielefeld. Deren Choreograf Gregor Zöllig betont: »Wir wollen in jeder Spielzeit andere Choreografen als Gäste nach Bielefeld holen, um Einblick in das internationale Tanztheater ermöglichen zu können.« Jeder Choreograf sei, so Zöllig, »in erster Linie Autor«, jeder habe eine andere Handschrift. Die Welt der Willis und die Welt des Fußballs an einem einzigen Tanzabend zu beleuchten, erscheint Zöllig durchaus nahe liegend: »Beide Welten sind gleichermaßen absurd.«
Weizman/Haver lassen in »Gisela« die gesamte Compagnie tanzen: mit reduzierten, gebrochenen Bewegungen, bei denen manchmal die »schönen« Schritte und Gesten aus dem 2. Akt des Balletts »Giselle« aufblitzen. Zöllig: »Erzählt wird in einer kraftvollen Bildersprache.«
Jo Stromgren musste sich seit seiner Uraufführung von »Tribute To Football« immer wieder die Frage gefallen lassen, ob er tatsächlich Tanz zeige. Auf der anderen Seite wurde er auch gerade für diese neue Choreografie-Idee mehrfach ausgezeichnet. Stromgren: »Die Tänzer sollen nicht tanzen, sondern Fußballspielen - zumindest das Fußballspiel mit dem Körper ausdrücken.« Sein Ballett sei ein »Kommentar zu einem künstlichen Konflikt«, nämlich einem Fußballspiel, mit all' seiner »Schönheit, Brutalität, Freude«. Zöllig betont: »Wir möchten auf diese Weise auch neues Publikum fürs Tanztheater gewinnen. Es ist interessant, was sich im Publikum abspielt - Ballettzuschauer werden nämlich zu jubelnden Fußballfans.«
Acht weitere Vorstellungstermine gibt es nach der Premiere noch im Mai.

Artikel vom 04.05.2006