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Armaturen kosten mehr Geld

Grohe führt Rohstoffzuschlag ein - Parallele zum Flugbenzin

Von Dietmar Kemper
Porta Westfalica (WB). Wasserhähne und Duschköpfe werden teurer. Europas größter Armaturenhersteller Grohe aus dem sauerländischen Hemer hat gestern einen »Rohstoffzuschlag« von fünf Prozent auf den Listenpreis angekündigt.

Grohe begründet den Schritt, der zum 1. Juli wirksam wird, mit der »explosionsartigen Entwicklung« der Weltmarktpreise für Kupfer und Zink. Aus ihnen wird das Messing für die Armaturen hergestellt. Beim Blick auf den Handel an der Metallbörse in London zeige sich, dass im Vergleich zum April 2005 eine Tonne Zink um 150 Prozent und eine Tonne Kupfer um 120 Prozent teurer geworden seien.
Beide Rohstoffe werden vor allem in Minen in Südamerika (Bolivien und Chile) und Afrika (Nigeria) gefördert. »25 000 Tonnen Messing brauchen wir jedes Jahr«, sagte Ulrike Heuser-Greipl von Grohe gestern dieser Zeitung. Eine Alternative zu Messing gebe es nicht. Der Zuschlag von fünf Prozent decke nur 40 Prozent der zusätzlichen Rohstoffkosten. Jeweils im Juli und Januar will Grohe den Zuschlag je nach Preisentwicklung anpassen. Grohe beschäftigt weltweit 5600 Mitarbeiter, 3800 in Deutschland. Das Unternehmen mit einem Umsatz von 865 Millionen Euro unterhält ein Werk in Porta Westfalica.
Flugreisende kennen das Problem gestiegener Beschaffungskosten bereits: Wegen der hohen Rohölpreise kündigte die Lufthansa in der vergangenen Woche an, den Kerosinzuschlag für Langstreckenflüge ab dem 5. Mai um zehn auf 62 Euro anzuheben. »Die Unternehmen versuchen, die Kosten an die Verbraucher weiter zu geben«, betont Hubertus Bardt vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Egal ob Öl, Kupfer, Stahl oder Zink: die Preise seien in den letzten zwei Jahren »nach oben geschossen«. »In Dollar gerechnet, hat sich der Preis für Rohstahl seit 2000 verdoppelt«, sagte Bardt dieser Zeitung.
Als Grund nannte der Experte die gestiegene Nachfrage aus China. Deshalb seien zwar die Rohstoffe nicht knapp, aber deren Förderkapazitäten, mit der Folge, dass die Preise weiter hoch bleiben. Je nach Branche und Produkt unterschiedlich gehen die Rohstoffkosten zu etwa 20 Prozent in den Endpreis ein. Nicht nur die Förderkosten sind gestiegen, sondern auch die Frachtkosten nach Europa. Reedereien wie die zur Oetker-Gruppe gehörende Hamburg Süd profitieren vom Heißhunger nach Rohstoffen. Die Hamburg Süd transportierte 2005 zehn Prozent mehr Ladung und steigerte den Umsatz um 19 Prozent auf gut drei Milliarden Euro.

Artikel vom 03.05.2006