03.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mit Leidenschaft und Liebe

Arminia-Trainer von Heesen erwartet von Wichniarek nicht vorrangig Tore

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Thomas von Heesen hat sich als Lincoln-Fan geoutet. Vor dem Meisterschaftsspiel heute beim FC Schalke 04 in der Veltins-Arena sagt Arminia Bielefelds Trainer: »Lincoln ist in der Bundesliga mein Lieblingsfußballer. Er ist überragend. Leider spielt er nicht für uns.«

Lincoln im Arminia-Dress? Unvorstellbar. Höchstens für ein paar Augenblicke schlüpft er heute Abend in ein DSC-Trikot. Irgendein Armine wird nach dem Abpfiff nämlich garantiert sein Leibchen gegen das des Schalke-Regisseurs eintauschen, um es als Souvenir mit nach Hause zu nehmen.
Um 20 Uhr ist Anpfiff. Und obwohl es für beide Mannschaften um nicht mehr ganz viel geht, wird die Veltins-Arena wohl ausverkauft sein. Kein Wunder, dass Thomas von Heesen vor dem Hintergrund des quasi sicheren Klassenerhalts und der tollen Kulisse in der WM-Arena sagt: »Es muss unseren Jungs Spaß machen, dort zu spielen.«
Besagtem Lincoln hat es allerdings schon mal mehr Freude bereitet, hier aufzulaufen. Er kokettiert mit einem Wechsel. Natürlich nicht nach Bielefeld, sondern zu den Bayern. Denn dass sich Arminia einen Spieler seiner Klasse nicht leisten kann, ist nicht nur Thomas von Heesen absolut klar. Nichtsdestotrotz fordert der Trainer im Hinblick auf die kommende Saison Spieler mit Format: »Wir brauchen Qualität. Wir brauchen Spieler, die uns weiterbringen. So wie Roberto Hilbert.«
Die Verpflichtung des Fürther Rechtsaußen liegt von Heesen am Herzen. Doch Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig gibt bei aller sportlichen Wertschätzung für den talentierten Zweitligafußballer zu bedenken: »1,5 Millionen Euro Ablöse sind ein dicker Batzen. Es ist die Frage, ob es sinnvoll ist, alles Geld in nur einen Spieler zu investieren.«
Denn genau wie in all den Jahren zuvor steht der sportlichen DSC-Führung gemessen an den Möglichkeiten der Klassenkonkurrenten nur ein sehr geringes Budget zur Verfügung. Womit sich Thomas von Heesen nur bedingt zufrieden gibt. Er sagt: »Aus finanzieller Sicht ist es in Ordnung, gewappnet zu sein für den schlimmsten Fall, sprich für den Abstieg. Aber Mannschaft und Trainer wollen eigentlich auch mal einen Schritt nach vorn machen. Doch dafür müssen wir in den Quark kommen. Andererseits leben wir wieder von der Hand in den Mund. Dann haben wir sportlich in der neuen Saison ein ganz hartes Stück Arbeit vor uns. Es muss eine klare Ansage des Vereins kommen. Denn danach wird die Zielsetzung für die neue Serie ausgerichtet.«
Die Zielsetzung fürs Spiel heute auf Schalke ist klar: Den einen Punkt holen, mit dem sich Arminia aus eigener Kraft eine weitere Erstligasaison sichern würde. Denn »wir verlassen uns nicht auf andere«, sagt Trainer von Heesen. »Weil unser Problem in der Offensive liegt, müssen wir uns darauf konzentrieren, Schalke das Leben so schwer wie möglich zu machen.« Also versucht Arminia auf Schalke das, was schon die ganze Saison lang am besten klappt: Tore zu verhindern. Wenn der im Angriff gesetzte Radomir Dalovic (Von Heesen: »Wer so trainiert, hat zurecht den Anspruch zu spielen.«), der vor einer neuen Bewährungschance stehende Artur Wichniarek (Von Heesen: »Ich bin nicht nachtragend.«) oder gern auch ein anderer Armine dann noch treffen sollte, um so besser. Apropos Wichniarek: »Das Schlimmste ist, Angst vor Fehlern zu haben. Mit 29 Jahren spiele ich doch Fußball mit Leidenschaft und Liebe. Artur muss nicht ins Spiel gehen mit dem Vorsatz, unbedingt ein Tor schießen zu wollen«, äußert von Heesen.
Fatmir Vata kommt nach dreiwöchiger Pause und auskuriertem Muskelfaserriss für einen Starteinsatz übrigens noch nicht in Frage, zählt aber zum Kader.

Artikel vom 03.05.2006