19.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die »RonKellys« kommen
»Music meets Circus«: Joey Kelly pendelt zwischen Gitarre und Todesrad
Paderborn. Eigentlich wollte Joey schon zu Ostern nach Paderborn kommen. Den Osterlauf hatte der 33-Jährige, der als Extremsportler inzwischen fast genauso bekannt ist wie als Popstar, fest auf dem Plan. Doch dann hatte er sich zuvor zu sehr im argentinischen Gebirge festgebissen. Bis auf 5000 Meter kletterte er hoch, dann forderte die Höhenkrankheit Tribut. Wasser in der Lunge, acht Wochen Pause. Doch dafür bringt er beim zweiten Anlauf für »Music meets Circus« eine große Familie mit in die Paderstadt. Und das sind nicht nur seine hochschwangere Frau (ein Töchterchen wird im Juli erwartet), seine beiden Jungs (fünf und zwei Jahre) und natürlich seine musikalischen Geschwister. Im Gespräch mit Margit Brand bezieht Joey Kelly ausdrücklich auch die Artisten des Circus Roncalli mit ein. Es gastieren vom 24. bis 28. Mai sozusagen die »RonKellys« auf dem Paderborner Maspernplatz.

Unterm Chapiteau fühlen sich Musiker und Artisten wie eine große Familie?
Ja, das stimmt wirklich, und das ist wohl auch das Besondere an der Show. Es zählt nicht nur die Professionaliät, sondern auch das Herz. Die Chemie zwischen uns allen stimmt. Wenn wir nicht miteinander klar kämen, würden wir uns trennen. Aber es ist ja inzwischen schon das dritte gemeinsame Programm von Roncalli und den Kellys, das wir nun in Paderborn vorstellen.

Ihre Familie und Roncalli-Direktor Bernhard Paul haben bereits vor knapp 30 Jahren, als von Berühmtheit noch keine Spur war, gemeinsam vor Publikum gestanden. Sie waren damals gerade einmal fünf Jahre alt. Können Sie sich an diese Zirkuszeit erinnern?
Oh ja. Bernhard Paul ist seit dieser Zeit ein halber Onkel von mir. 1977 in Wien war es mein Auftritt, zu Beginn eine Laterne in die dunkle Manege zu tragen. Und es war eine Gruppe von elf Marokanern dabei, die menschliche Pyramiden baute. Mit einer Schnur gesichert durfte ich dann bis oben drauf krabbeln.

Ihr ältester Sohn Luke ist jetzt genauso alt wie Sie damals. Steht er auch schon mit in der Manege?
Er hat eine kleine Aufgabe - zumindest in den Nachmittagsshows. Aber was, wird noch nicht verraten . . .

Sie selbst sind nicht nur im Todesrad, sondern auch Êmit einer Kraftnummer dabei und stemmen zwei Artisten in die Luft. Wie lange müssen Sie dafür trainieren?
Für die gesamte Show gibt es insgesamt zwei Probentage. So wild ist das mit dem Training vorher nicht. Ich mache wirklich nur den reinen Kraftpart. Und der eine Partner wiegt gerade mal 58 Kilo.

Wie müssen sich die Zuschauer das überhaupt vorstellen - die Kellys und die Roncalli-Artisten in einer Show? Sie haben die Show ja gemeinsam mit Bernhard Paul maßgeblich konzipiert.
Unsere Bühne ragt etwa zu einem Drittel in die Manege. Das heißt, die Artisten sind vor, über, unter und neben uns. In erster Linie sind wir Kellys natürlich für die Musik zuständig und spielen für die Artisten neu inszenierte oder auch neue Stücke. Dann ist es wieder umgekehrt und ein Artist bereichert mit seiner Nummer unsere Lieder. Oder aber wir Musiker übernehmen selbst einmal eine Showeinlage. Es ist ein fließender Ablauf, man erkennt in der ganzen Show die Poesie des Bernhard Paul. Und dazu gibt es Sound- und Lichteffekte, die man beim »normalen« Zirkus wohl kaum erwarten würde.

Bei Ihnen gibt es - von ärztlich verordneter Pause einmal abgesehen - keinen Tag ohne Turnschuhen an den Füßen. Haben Sie schon eine Laufstrecke in Paderborn?
Nein, bislang noch nicht. Ich bin nur einmal mit meinem Freund Andrej Jigalov, dem berühmten russischen Clown, der in Paderborn wohnt und gemeinsam mit uns in der Manege steht, gelaufen. Aber der Festplatz ist ja nur wenige Meter vom Grünen entfernt. Da findet sich bestimmt das Passende.

Artikel vom 19.05.2006