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Daniel Jussen, Student und in Planspielen »Diplomat«.

Als Kolumbianer vor UN

Bielefelder nimmt an Planspiel-Konferenz in New York teil

Von Daniel Cottäus
Bielefeld (WB). Normalerweise studiert der 22-jährige Daniel Jussen an der Bielefelder Universität molekulare Biotechnologie. In seiner Freizeit geht er einem eher ungewöhnlichen Hobby nach: Daniel Jussen nimmt an den Konferenzen der »Model United Nations (MUN)« teil.

In diesen Konferenzen wird die Arbeit der Vereinten Nationen in einer Art Planspiel für Schüler und Studenten simuliert. »Die Teilnehmer schlüpfen dabei in die Rolle eines Diplomaten aus einem der Mitgliedsländer und müssen sich in die jeweiligen Standpunkte hineindenken«, erklärt Daniel Jussen. Eine Regel besagt, dass kein Teilnehmer sein Herkunftsland vertreten darf.
Die »Delegierten« müssen nun, in strukturell an die UN angelehnten Komitees, die jeweilige Landesmeinung vertreten. Sie versuchen Befürworter für ihre Resolutionsentwürfe zu finden, natürlich alles im Interesse des vertretenen Landes. Anschließend wird im jeweiligen Komitee (zum Beispiel in der UN-Generalversammlung) dann heftig über die Resolutionen diskutiert.
Diese Konferenzen finden weltweit statt. »Als ich 2001 von meinem Highschool-Jahr in Kanada zurückkam, hat mich ein Lehrer auf dieses Projekt aufmerksam gemacht.« Und Jussen war sofort begeistert. Nach einigen Konferenzen in Deutschland und im europäischen Ausland während seiner Schul- und Zivildienstzeit sollte in diesem Jahr der Höhepunkt folgen: In einer 16-köpfigen Delegation reiste der junge Student nach New York, um dort an der »National Model United Nations (NMUN)« teilzunehmen.
Diese Konferenz ist die größte ihrer Art. »Allein in diesem Jahr haben insgesamt 3300 Schüler und Studenten aus aller Welt teilgenommen.« Ermöglicht wurde die Reise nach New York für Daniel und seine Delegation vom Verein »Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V.« (JGW). Dessen Ziel ist, besonders begabte junge Menschen in ihren letzten Schul- und ersten Studienjahren zu fördern; seit dem Jahre 2001 entsendet er alljährlich eine Delegation »JGW-Germany«, um an der Konferenz teilzunehmen.
In diesem Jahr bekamen die Deutschen Kolumbien zugeteilt und mussten die Interessen dieses südamerikanischen Landes in den UN-Komitees vertreten. »Wir haben uns drei Wochen lang darauf vorbereitet. Unter anderem haben wir die kolumbianische Botschaft in Berlin besucht«, erzählt Jussen.
Am 9. März diesen Jahres war es dann soweit - es ging nach New York, wo in den original UN-Gebäuden, die der Student sonst nur aus dem Fernsehen kannte, getagt wurde. Untergebracht wurden die Teilnehmer alle im selben Hotel am New Yorker Time Square - natürlich zu studentengerechten Preisen. »Anders wäre für viele eine solche Reise auch gar nicht möglich, da die Teilnehmer den Großteil der Kosten selber tragen.« Daniel Jussen beschreibt seine Reise als vollen Erfolg. Vor allem der Kontakt zu Gleichaltrigen aus aller Welt und das Kennenlernen verschiedener Weltsichten seien große Vorzüge dieses Projekts.

Artikel vom 05.05.2006