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Morales: »Das ist
erst der Anfang«

Bolivien verstaatlicht die Erdgasindustrie


La Paz/Brüssel (Reuters). Der Verstaatlichung der Erdgasindustrie in Bolivien werden nach den Worten des linksgerichteten Präsidenten Evo Morales weitere Branchen folgen.
»Das ist nur der Anfang«, sagte Morales in La Paz vor einer jubelnden Menschenmenge. »Morgen oder übermorgen wird es die Bergbau- und dann die Holzindustrie sein und irgendwann alle natürlichen Ressourcen, für die unsere Vorfahren gekämpft haben.« Der Präsident unterzeichnete ein Dekret, nach dem alle ausländischen Unternehmen die Lizenzen für ihre Erdgasfelder dem Staat übergeben und die neuen Betriebsverträge innerhalb von 180 Tagen unterzeichnen müssen. Andernfalls drohe die Ausweisung. Die Armee wies er an, die Erdgasfelder zu besetzen. Mit der Entscheidung löste Morales ein Wahlversprechen ein. Zu den wichtigsten Investoren in dem lateinamerikanischen Land zählen die britische BG Group, der französische Konzern Total sowie die spanische Repsol.
Nicht nur die EU-Kommission nahm den Erlass mit Besorgnis zur Kenntnis. In der deutschen Wirtschaft lösten die Verstaatlichung Irritationen aus. Zwar ist Bolivien nicht von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Deutschland. »Wir sehen aber eine negative Signalwirkung, die hoffentlich nicht auf die Region ausstrahlt«, warnte die Südamerika-Expertin des Industrie- und Handelskammertages, Barbara Konner.

Artikel vom 03.05.2006