03.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bronzemedaille
schimmert silbern

Chinas Asse feiern WM-Doppelsieg

Bremen (dpa). Timo Boll und seine Mitstreiter haben bei der Heim-WM vehement, aber erfolglos am Thron der Tischtennis-Supermacht China gerüttelt. Die Ausnahmekönner aus dem Reich der Mitte untermauerten mit dem erwarteten Doppelsieg bei Damen und Herren ihre Vormachtstellung.

Für die Herren des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), die in einem grandiosen Halbfinale dem alten und neuen Champion mit 1:3 unterlagen, schimmerte zwei Jahre nach WM-Silber die Bronzemedaille für Platz drei silbern. Die DTTB-Damen erlitten dagegen mit Rang elf einen Rückschlag.
»Wir haben die Chinesen diesmal zum Schwitzen gebracht. Aber sie waren einen Tick besser«, sagte Weltcupsieger Boll. Sein Erfolg gegen den Weltranglisten-Vierten Ma Lin war die einzige Niederlage für einen chinesischen Spieler während des achttägigen Turniers. Der 25-jährige Weltranglisten-Zweite aus Gönnern verlor seinerseits nur eine von zehn Partien: Das 2:3 gegen den Weltranglisten-Ersten Wang Liqin war aber alles andere als eine Schande. »Da kann ich mir keinen Vorwurf machen. Ich bin mit mir im Reinen«, meinte Boll.
Der nunmehr 15-malige Rekordweltmeister China wurde beim 3:0 im asiatischen Finale gegen Südkorea nicht so stark gefordert wie vom DTTB-Trio. Endspiel-Neuling Südkorea schaffte durch Olympiasieger Ryu Seung Min nur zwei Satzgewinne. Chinas Damen stockten durch einen 3:1-Endspielsieg über ihre »Schwestern« aus Hongkong die Titelsammlung auf 16 auf. Bronze ging an Japan und Weißrussland. Bei den Herren teilte sich Deutschland Platz drei mit Hongkong.
»Wir haben mit athletischem und innovativem Tischtennis Bronze und die Herzen der Fans gewonnen«, kommentierte Herren-Bundestrainer Richard Prause den couragierten Auftritt seines Quintetts. »Die Lücke zu China ist geringer geworden. Wir haben bei der dritten WM in Folge eine Medaille gewonnen. Darauf können wir für Olympia 2008 in Peking aufbauen«, sagte DTTB-Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig zur siebten Medaille für die Herren-Auswahl in der 80-jährigen WM-Geschichte.
Die DTTB-Damen mussten nach vier Siegen und vier Niederlagen das schwächste WM-Abscheiden seit Rang 13 bei der WM 1991 bilanzieren. Das Aus im Achtelfinale gegen Österreich unter ominösen Umständen wirkte lange nach. Rekordmeisterin Nicole Struse hatte den Schiedsrichter, der ihr eine umstrittene Rote Karte gezeigt hatte, am vorletzten Tag in der Öffentlichkeit als »Idioten« und »Affen« beschimpft.
»Diese WM gibt uns Rückenwind«, sagte DTTB-Präsident Thomas Weikert. Höhepunkt der Veranstaltung war der Showdown im Herren-Halbfinale vor 10 500 Fans.

Artikel vom 03.05.2006