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Da geht's lang: Trainer Luiz Felipe Scolari.

Scolari sagt als
England-Coach ab

Portugals Trainer in Marienfeld

Von Wolfgang Wotke
Marienfeld (WB). Der Brasilianer Luiz Felipe Scolari will nicht mehr englischer Nationalcoach werden. Der 57-Jährige bekräftigte am Wochenende in Marienfeld (Kreis Gütersloh), dass er seine Kandidatur zurückziehe: »Die Entscheidung ist endgültig.«

Scolari, der am 4. Juni mit der portugiesischen Fußballnationalmannschaft in der »Klosterpforte« sein WM-Quartier bezieht und auf private Einladung von Hotelboss Reinhold Frie das neue Sporthotel »11« eröffnete, begründet seine Absage mit dem riesigen Mediendruck der englischen Presse.
»Jeden Tag warten 20 Reporter vor meinem Haus. So etwas mag ich nicht. Ich möchte einen Schlussstrich ziehen.« Seitdem bekannt geworden war, dass der englische Fußball-Verband (FA) Scolari nach der WM als nächsten Coach verpflichten wolle, haben englische Reporter den sympathischen Brasilianer auf Schritt und Tritt verfolgt.
Auch in Marienfeld waren die englischen Medien zahlreich vertreten und ließen Portugals WM-Trainer keine Sekunde aus den Augen: »Sky Sport« berichtete sogar mit mehreren Live-Schaltungen nach England, andere Fernsehteams und Boulevard-Journalisten lauerten und belagern seit Freitag das schmucke Domizil. Einige englische Pressevertreter boten heimischen Kollegen bis zu 500 Euro, um an Exklusiv-Fotos aus der VIP-Lounge zu kommen.
Und am Samstagvormittag, nachdem die Hotelbegehung mit Luiz Felipe Scolari und der mehr als 50-Mann starken Presse verkürzt wurde, mussten die Engländer schließlich aus dem Haus. Portugals WM-Koordinator Jorge Fonceca sprach ein Machtwort: »Jetzt ist Schluss. Herr Scolari ist hier als Privatmann. Er gibt ab sofort keine Interviews mehr.«
Die Portugiesen wird die Absage von Luiz Felipe Scolari an England freuen. Kurz vor der Weltmeisterschaft ist nun endlich Ruhe um ihren Coach und um die Mannschaft eingekehrt. Der Brasilianer trat nach seiner Erklärung auch viel lockerer auf, so als ob ihm ein schwerer Stein vom Herzen gefallen war. Am Samstagnachmittag schaute er sich zusammen mit seiner Familie die Gegend um Marienfeld an und fuhr auch durch das Münsterland.

Artikel vom 01.05.2006