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Akademie will keine
Wärmestube sein

Klaus Staeck zum neuen Präsidenten gewählt

Überraschend Präsident: Klaus Staeck.Foto: dpa

Berlin (dpa). Überraschender hätte es nach so viel Streit über den künftigen Kurs der ehrwürdigen Berliner Akademie der Künste nicht kommen können. Kein Kompromiss-Kandidat wurde als Nachfolger für den mit großem Eklat zurückgetretenen Präsidenten Adolf Muschg gekürt, sondern der Agitprop-Grafiker Klaus Staeck, der die altehrwürdige Künstlersozietät auf einen kämpferischen Kurs bringen will. »Wir sind keine Wärmestube für alternde Künstler« machte der 68-Jährige klar. »Wir haben per Gesetz die Möglichkeit, uns in die Politik einzumischen. Ich bin der Letzte, der das nicht nutzen will.«
Nach den turbulenten Monaten des Selbstzerfleischens und der öffentlichen Zweifel an der Daseinsberechtigung der heute vom Bund mit jährlich 18 Millionen Euro finanzierten Akademie war es zuletzt fast unheimlich, wie sich die Mitglieder um den immerhin fast 70- jährigen »Hoffnungsträger« Staeck scharten. Der nur vier Jahre ältere Schriftsteller Peter Härtling zog sich vom Direktorenposten der Abteilung Literatur zurück, um Jüngeren Platz zu machen, wie er sagte. Sein Nachfolger Volker Braun wird am 7. Mai 67 Jahre alt. Härtling hatte auch einen »ganz erneuerten Akademie-Senat« gefordert, was nur halb gelang. Aber einer musste es machen, sollte nicht ein »Staatskommissar« eingesetzt werden. Jetzt soll am Brandenburger Tor wieder »getrommelt und gepfiffen« werden.

Artikel vom 01.05.2006