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Koch-Nachhilfe für
die Ostwestfalen

Bei Tim Mälzer schmeckt es jedem

Von Heinz Stelte
Bielefeld (WB). Tja, liebe Eisdielen-Besitzer, der Sommer 2006 wird kein guter für euch. Sucht die Schuld nicht beim Wetter, wenn es tatsächlich so kommt, sucht sie bei Tim Mälzer. Der hat nämlich mehr als 2000 Menschen in der Stadthalle verraten, wie man gaaaanz einfach gaaaanz leckeres Eis selbst herstellen kann. Und, liebe Eisdielen-Besitzer, nicht wenige der Zuschauer werden dieses Rezept ausprobieren - mit Erfolg!

Ist das denn nicht langweilig, gut zweieinhalb Stunden einem 34-jährigen Sunnyboy beim Brutzeln und Backen, Schnippeln und Schmoren, Würzen und Würfeln zuzusehen? Nö. Denn Tim Mälzer, momentan der Fernsehkoch der Nation mit allumfassender Medienpräsenz, kann es, das Kochen - sonst würde seine noch junge Vita kaum Stationen wie das »Ritz« in London und das »Regent« in Hong Kong aufweisen. Er kann es, das Parlieren - sonst wäre er in Zeiten des Quotendiktats wohl kaum seit mehr als zwei Jahren erfolgreich mit einer eigenen Show im TV präsent. Vor allem aber: Er begeistert für sein Metier.
»Kochen kann jeder« und »Schmeckt nicht gibtÕs nicht« sind Mälzers Grundsätze. Und um die zu beweisen, dafür muss (oder darf) das Publikum herhalten. Ob nun der küchenscheue Günther mit der Vorliebe für kühlen Gerstensaft, der rüstige Rentner Karl-Heinz aus Heepen oder der achtjährige Dominik - sie alle müssen ran an den Herd und dürfen dem amüsierten Publikum beweisen: Sogar zwei linke Hände können etwas Essbares zustande bringen, auch ein durch jahrzehntelangen Wurstebrei-Verzehr gemarterter Gaumen ist noch bereit für kulinarische Entdeckungsreisen.
Natürlich: Günther oder Dominik wie auch Comedian Oliver Muth, der erst den Anheizer und später den Anreicher spielt, bleiben Statisten im Koch-Universum des Tim Mälzer. Der Chef in der Stadthallen-Küche versteht es, das Publikum einzubeziehen, wortgewandt und witzig auf Pannen zu reagieren (auch bei einem TV-Koch geht live mal was schief) und, vor allem, die große Kunst der Nahrungszubereitung vom hohen Sockel der »Haute Cuisine« zu stoßen. Auch ein Sandwich zuzubereiten, ist Kochen, auch die Mikrowelle darf man verwenden, und bei der Dosierung von Gewürzen und Zutaten muss man es nicht sooo genau nehmen. Na, und wennÕs gar nicht schmecken will: Salz, Zitronensaft, Pfeffer und etwas Zucker rein - das rettet (fast) alles.
Davon darf sich das Publikum natürlich überzeugen: Dick belegte Pizzableche wandern neben vollen Bierkisten in die Reihen der Fangemeinde, Schoko-Muffins fliegen über die Köpfe, die Stadthalle wird zur Probierstube. Tim Mälzer, ein Geschmacksritter im Kampf gegen die Fast-Food-Welle.
Das mit dem Eis geht übrigens so: Frucht (z.B. Banane) in Scheiben schneiden und einfrieren. Gefrorene Scheiben mit Buttermilch und etwas Honig in den Mixer und zerkleinern, bis alles die richtige Konsistenz hat - fertig. Guten Hunger.

Artikel vom 01.05.2006