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Hohes Ansehen bei
den Bürgern erworben

Polizeipräsident a. D. Heinz Funk feiert 90. Geburtstag

Von Manfred Matheisen und
Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Als Heinz Funk 1926 als zehnjähriger Knirps die Aufnahmeprüfung am Kölner Albertus-Magnus-Gymnasium bestanden hatte, nahm Vater Wilhelm den Knaben zur Seite: »Wenn du sitzen bleibst, lernst du ein Handwerk«, erklärte er kurz und bündig. Der aufgeweckte Bursche musste natürlich keine schulische Ehrenrunde drehen. Und seine berufliche Laufbahn gipfelte in der Berufung zum Bielefelder Polizeipräsidenten im Jahr 1966. Am heutigen Samstag feiert der Behördenchef a.D. seinen 90. Geburtstag.

Heinz Funk sitzt auf der Terrasse seines Hauses in Dornberg, liebevoll umsorgt von Ehefrau Herta. Humorvoll, gespickt mit Anekdoten, lässt er seine neun Lebensjahrzehnte Revue passieren. Am 29. April 1916, während des Ersten Weltkrieges, wurde er in Brauweiler nahe Köln geboren. Die Zeiten waren hart. »Ich weiß noch, dass Mutter Steckrübenscheiben panierte und briet - Schnitzelersatz«, erinnert er sich.
Er sei ein schwächliches Kind gewesen, lächelt Funk. Aber er war helle. Er besuchte das Gymnasium, gab bald Nachhilfeunterricht in Französisch, seinem Lieblingsfach. Er musizierte, lernte Geige, Klavier, Akkordeon und Trompete: »Die Musik hat mir in manch schwieriger Lebenssituation geholfen.«
Er wollte Mathematik und Physik studieren. Die Eltern hatten aber nicht das Geld, dem ältesten ihrer fünf Kinder das Studium zu ermöglichen. Heinz Funk trat in die Justizverwaltung ein. Am 30. Dezember 1939 lag der Gestellungsbefehl der Wehrmacht auf dem Tisch. Er wurde zur Luftwaffe eingezogen, wollte Pilot werden. Deshalb meldete er sich nicht, als beim Morgenappell der Hauptfeldwebel fragte, wer juristische Kenntnisse besitze. »Die haben es aber doch 'rausgekriegt», schmunzelt Funk. Antreten beim Oberst, dicke »Zigarre« und Abkommandierung in die Verwaltung des Feldgerichtes. Über eine Zwischenstation landete Heinz Funk in Prag. Hier lernte er seine spätere Frau Herta kennen. 1941 heiratete das Paar.
Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete Heinz Funk als Oberamtsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Köln. In seiner Heimatstadt Brauweiler machte er zudem politisch Karriere. Der von der Bevölkerung sehr geschätzte Mann wurde von den Parteien als Kandidat für die Kommunalwahlen 1956 umworben. »Bürgerlich, katholisch, da meinten viele, ich würde mich der CDU zuwenden.« Tat er aber nicht, weil er in die Partei hätte eintreten müssen: »Ich wollte unbedingt unabhängig bleiben.« Die FDP bot ihm eine Kandidatur ohne Parteizugehörigkeit an. Funk griff zu, zog über die Reserveliste in den Rat ein, errang vier Jahre später ein Direktmandat, was im Schatten des »hillije Kölle« als Riesensensation angesehen wurde.
Die Landes-FDP wurde bald auf den kompetenten Mann aufmerksam, berief ihn in wichtige Landesausschüsse. 1966 ernannte der damalige NRW-Innenminister Willi Weyer Heinz Funk zum Bielefelder Polizeichef.
In seinem neuen Amt erfreute sich Funk schon bald hohen Ansehens in der Bürgerschaft. Von Beginn an habe er sich bemüht, »das Risiko für Kriminelle zu verdichten«, sagt er heute. Nach wie vor halte er die Abschreckung für am besten geeignet, »einen Menschen zum Nachdenken zu bringen, ob er eine strafbare Handlung begehen soll.« Mit Respekt spricht Heinz Funk von seinem damaligen Vize Wolfgang Ciesinger, der großen Anteil an dem Erfolg der Bielefelder Behörde gehabt habe. Besonders hervor hebt er die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Regierungspräsidenten Walter Stich.
Obwohl von »Zipperlein«, wie er lächelnd sagt, nicht verschont, genießt Heinz Funk mit seiner Frau den Ruhestand. Sein Gedächtnis ist phänomenal, der Humor blitzt immer wieder auf. Den Ehrentag feiern die Funks heute mit den beiden Töchtern, den Schwiegersöhnen, drei Enkeln und einem Urenkel. Und dem jüngsten Spross der Familie wird der Geburtstagsjubilar gewiss den wunderbaren Garten zeigen, den er selbst angelegt hat.

Artikel vom 29.04.2006