29.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
 Drucken Drucken

 

Von Michael Schläger

Bielefelder
Optik

Baden gehen im Sennesee


Bielefeld lechzt nach Wasser. Jahrelang wurde über den Untersee diskutiert, jetzt geht es um den Sennesee. Eine Machbarkeitsstudie zeigt, dass ein solcher See in Höhe des Autobahnkreuzes Bielefeld realisiert werden kann. Mit 31 Hektar Wasserfläche groß genug für den Segelsport. Mit Badestrand. Mit Bootsanleger. Mit Rundweg. 8,8 Millionen teuer. Nur der See. Eine feine Sache, die hohen Erholungswert verspricht. Alles soll jetzt ganz schnell gehen. Eine Ratsentscheidung müsste es noch in diesem Jahr geben, damit der Baubeginn schon 2007 erfolgen kann.
Aber noch sind viele grundsätzliche Punkte überhaupt nicht geklärt. Ganz oben an steht die Frage: Wird der Boden, der dort ausgehoben würde, überhaupt für den Lückenschluss der A 33 benötigt? Nur dann würde eine solche Grabung überhaupt Sinn machen.
Und wer soll den See bauen und betreiben? Wer soll die Parkplätze errichten, ein Restaurant und sanitäre Anlagen? Wer die Erschließungsstraße bauen? Das Rathaus hat dafür kein Geld und wird es auch auf absehbare Zeit nicht haben. Aber ist es deshalb richtig, auch dieses Projekt noch der Bädergesellschaft BBF und damit indirekt doch der Stadt aufs Auge zu drücken?
Schließlich ist die BBF eine Stadtwerke-Tochter, und das Versorgungsunternehmen ist mehrheitlich in städtischem Besitz, muss immer häufiger als Ausputzer herhalten, weil im Stadtsäckel nichts mehr zu holen ist. Dabei muss man sehen, dass die Gewinne, mit denen all das finanziert wird, von den Bürgern stammen, aus deren in diesen Tagen nicht gerade knapp bemessenen Strom- und Gasrechnungen.
Gern wird argumentiert, dass in Bielefeld Bedenkenträger neue Vorhaben schnell zerreden. Mag sein. Aber im Fall des Sennesees ist die Zahl der offenen Fragen zurzeit noch erdrückend groß. Das war und ist im übrigen auch beim Untersee so. Wohl ein Grund, weshalb dieses Vorhaben nie Realität werden konnte, obwohl es stets als einmalige Chance angesehen wurde. Wie jetzt von vielen auch der Sennesee.

Artikel vom 29.04.2006