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Zahngesundheit spielt in jeder Generation eine wichtige Rolle. Foto: proDente

Parodontitis kann das Risiko
für eine Fehlgeburt erhöhen

Studien belegen: Schöne und gesunde Zähne sind für alle Generationen wichtig

Gesunde und kräftige Zähne sind seit Jahrtausenden ein Zeichen für gute Erbanlagen und somit ein wichtiges Kriterium für Partnerwahl und beruflichen Erfolg. Daran hat sich auf den ersten Blick bis heute nichts geändert, doch genauer hingeschaut hat sich einiges getan - nämlich im öffentlichen Bewusstsein.
Liefen zwischenmenschliche Prozesse wie der »erste Eindruck« lange Zeit unbewusst ab, ist sich der moderne Mensch der durchschlagenden Wirkung eines strahlenden Lächelns zunehmend bewusst. Das setzt natürlich schöne und gesunde Zähne voraus. Eine aktuelle Emros-Studie - im Auftrag der Initiative proDente - belegt, dass 51 Prozent der befragten Bundesbürger großen Wert auf schöne Zähne legen. Genau so viele gaben allerdings auch an, dass sie mit ihren Zähnen sehr unzufrieden sind. »Viele sind daher bereit, heute mehr in ihre Zahnschönheit zu investieren als noch vor einigen Jahren«, berichtet Dirk Kropp, Geschäftsführer der Initiative proDente. Die moderne Zahnmedizin und -technik bietet hier zahlreiche Möglichkeiten: Angefangen von professioneller Zahnreinigung bis hin zu modernen Kronen, Brücken oder Implantaten, die von natürlichen Zähnen fast nicht mehr zu unterscheiden sind, gibt es individuelle Lösungen für jeden »Biss«.
Dazu muss es allerdings nicht kommen. Die eigenen Zähne können bei entsprechender Vorsorge und Pflege bis ins hohe Alter erhalten werden.
Die optimale Pflege beginnt schon mit dem ersten Milchzahn. Hier sind Eltern gefordert, die kleinen Beißerchen von Anfang an regelmäßig zu reinigen. Dazu genügt anfänglich ein Wattestäbchen und später eine Kinderzahnbürste mit der kindgerechten Zahncreme. Neben dem Reinigungs-Ritual hilft natürlich auch der Verzicht auf gesüßte Getränke aus der Nuckelflasche und eine zahngesunde Ernährung.
Doch schon vor der Geburt sind gesunde Zähne wichtig. So wurde der Zahngesundheit von werdenden Müttern lange Zeit wenig Bedeutung beigemessen. Aktuelle Forschungsergebnisse erhärten den Verdacht, dass eine unbehandelte Entzündung des Zahnfleischs (Parodontitis) die Wahrscheinlichkeit von Frühgeburten stark erhöht. Seit Beginn der 90er Jahre wird der Einfluss von Zahnfleischerkrankungen auf das ungeborene Leben intensiver erforscht. In einer Studie aus dem Jahr 2002 dokumentiert eine japanische Forschungsgruppe aus Zahnmedizinern, Gynäkologen, Molekular- und Labormediziner die Schwangerschaftsverläufe von 88 Frauen. Bei 20 Prozent dieser Frauen kam es zu einer Frühgeburt oder die Babys waren untergewichtig. Die jungen Mütter wiesen überwiegend schwere Zahnfleischerkrankungen auf. Auch wenn hier die letzte Klarheit noch nicht gegeben ist, sind sich die weltweit führenden Wissenschaftler einig, dass jene Stoffe, die von den Bakterien gebildet werden, die die Zahnfleischerkrankungen auslösen, mitverantwortlich für Frühgeburten und untergewichtige Babys sind. Die Empfehlung für werdende Mütter lautet daher, neben dem Besuch beim Gynäkologen den Gesundheitscheck beim Zahnarzt nicht zu vergessen.
Stehen bei Ungeborenen, Babys und Kindern gesundheitliche Gründe für die regelmäßige Zahnpflege im Vordergrund, verstärken sich mit zunehmendem Alter die ästhetischen Aspekte. Denn der »richtige Biss« zahlt sich aus - privat wie auch beruflich. Dies zeigt eine Langzeitstudie der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik:
Schätzten Führungskräfte den Einfluss der äußeren Erscheinung auf die Karriere im Jahre 1986 noch auf rund fünf Prozent, so waren es 1991 bereits 14 Prozent. 1998 kamen dem gepflegten Äußeren schon 22 Prozent zu. Die letzte Befragung im Dezember 2005 ergab sogar, dass die Führungskräfte dem Faktor »Schönheit« erstmals größere Bedeutung beimaßen als persönlichen Kontakten.
Ebenfalls verbessert haben sich die Kenntnisse der Spezialisten in Bezug auf Wechselwirkungen von Mundgesundheit und dem allgemeinen Wohlbefinden. Viele Beschwerden, die vor Jahren noch anderen oder gar keinen Ursachen zugeordnet werden konnten, sind mittlerweile besser erforscht. So liegt bei chronischen Rückenschmerzen nicht immer zwingend ein Bandscheibenvorfall oder eine andere Erkrankung des Rückrats vor. So können übermäßiger Stress und andere seelische Belastungen dazu führen, »sich durch zu beißen« oder »die Zähne zusammen zu beißen«. Das zumeist nächtliche Knirschen, kann neben einer Schädigung der Zähne auch zu Verspannungen führen.
Oder Betroffene können eventuell an einer craniomandibularen Dysfunktion (CMD) leiden. Gemeint ist eine Fehlstellung der Kiefergelenke, die den gesamten Halteapparat beeinflussen kann. In deutschen Zahnarzt- und Kieferorthopädie-Praxen kommt hier zunehmend die Funktionsanalyse zum Einsatz. »Während des diagnostischen Verfahrens wird das Zusammenspiel von Zähnen, Muskulatur und Kiefergelenk analysiert«, erklärt PD Dr. med. dent. M. Oliver Ahlers, Zahnärztlicher Leiter des CMD-Centrums in Hamburg-Eppendorf.
Eine weitere Wechselwirkung von Mundgesundheit und dem allgemeinen Wohlbefinden, mit der sich Mediziner und Forscher weltweit intensiv beschäftigen, ist der mögliche Zusammenhang zwischen Pa- rodonditis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. »Seit Jahren wird hier geforscht und diskutiert, ob die Therapie einer entzündlichen Zahnfleischerkrankung das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall senken könne«, erläutert Prof. Dr. med. dent. Stefan Zimmer, Leitender Oberarzt der Poliklinik für Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Der Experte verweist jedoch darauf, dass diese Wechselwirkung nach dem aktuellen Stand des Wissens allenfalls für Subpopulationen als wissenschaftlich bewiesen gilt und die Behandlung einer Parodontitis noch keineswegs gesichert zu einem verminderten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall führt.
Dennoch ist die Parodontitis für ihn eine dringend behandlungsbedürftige Erkrankung, da sie langfristig zu Schmerzen und Zahnverlust führen kann.

Artikel vom 01.06.2006