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Die Künstlerin mit
fester Schreibzeit

Hanne Darboven wird am Samstag 60


Hamburg (dpa). Jeden Morgen um 4.00 Uhr steht sie auf, bis Punkt 11.00 Uhr arbeitet sie. Zwischen 12.00 und 13.00 wird gegessen, bis 16.00 Uhr Organisatorisches erledigt. Danach: Privatleben. Nur eine Stunde, zwischen 11.00 und 12.00, steht sie für irgendeine Art Öffentlichkeit zur Verfügung. Mit Hilfe ihres militärisch strengen Stundenplans schuf die Hamburger Künstlerin Hanne Darboven in vier Jahrzehnten ein Werk, in dem sie sich konsequent auf das Thema »Zeit« konzentriert. Ein Ergebnis nannte sie »Schreibzeit«. Am Samstag wird die Grande Dame der Konzept-Kunst 65 Jahre alt.
Auf der Biennale Venedig 1982 vertrat sie Deutschland; das New Yorker Museum of Modern Art und die Kasseler documenta zeigten ihre Arbeiten. Dennoch wirken die kargen Blätter Darbovens, auf denen sie mit Bleistift Zahlenkolonnen addiert oder Texte anderer Autoren abschreibt, auf viele Menschen unzugänglich. Die Künstlerin gibt keine Interviews mehr, lässt sich nicht fotografieren. Distanziert lebt die zarte Frau mit dem Kurzhaarschnitt am Rande von Hamburg auf dem Anwesen ihrer Familie, die im Kaffeehandel Bedeutung errang.

Artikel vom 29.04.2006