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Aufstieg und Fall des Mädchens Rosemarie

Premiere an den Kammerspielen gefiel gut


Von Andrea Pistorius
Paderborn (WB). Keine Aufklärung des Mordes, aber eine fesselnde Geschichte vom Aufstieg und Fall der Rosemarie Nitribitt, der bekanntesten Edel-Prostituierten der Wirtschaftswunderzeit, ist derzeit an den Westfälischen Kammerspielen zu sehen. Helga Wolf inszenierte »Das Mädchen Rosemarie«, eine Nummernrevue von Dirk Witthuhn (Text) und Heribert Feckler (Musik), die Einblick in eine politisch brisante Rotlicht-Karriere und in die Gesellschaft der Nachkriegszeit gibt.
Das Paderborner Ensemble wurde um fünf Musical-Darsteller mit ausdrucksstarken Stimmen ergänzt. Eine fünfköpfige Band um Gerhard Gemke begleitet die Rock- und Pop-Songs, zeigt sich aber auch südamerikanischen Rhythmen gewachsen. Helga Wolf schuf mit diesem Team eine rasch wechselnde Folge von Szenen in einem erstaunlich flexiblen Bühnenbild (Julia Burde). Sie versetzen den Zuschauer in grundverschiedene Welten, die in Gegenwart der Hauptfigur Rosemarie hart zusammenprallen. Dabei werden die feine Gesellschaft, das Gossen-Milieu und das Big Business scharf gezeichnet. Es gibt praktisch keine Nebenrollen, jede Figur rückt im Verlauf der Handlung mindestens einmal in den Mittelpunkt, im Chor fügt sie sich wieder ins Ensemble ein.
So erlebt das Publikum nicht nur eine menschliche Tragödie, sondern auch ein Zeitbild von jenen Jahren nach dem Krieg, in denen so viele nach oben kommen wollten (Karten: Theaterkasse, Ruf 05251/88-2634).

Artikel vom 29.04.2006