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Erde und Jupiter sind
sich diesmal ganz nah

Der Sternenhimmel im Mai über Ostwestfalen-Lippe

Von Reinhard Wiechoczek
Bielefeld (WB). Auf ihrer Bahn um die Sonne umrundet die Erde einmal im Jahr den wesentlich langsameren, weiter außen umlaufenden Planetengiganten Jupiter, der immerhin fast zwölf Jahre für eine Sonnenrevolution benötigt.

Am 4. Mai um 17 Uhr befindet sich die Erde zwischen Sonne und Jupiter, so dass von der Erde aus der Gasriese genau der Sonne entgegengesetzt am Himmel erscheint. Man spricht von der Opposition, grob betrachtet gilt: Wenn die Sonne im Westen untergeht, erhebt sich Jupiter am Osthorizont. Gleichzeitig beträgt die Entfernung Erde - Jupiter ein Minimum, woraus sich die maximale Planetenhelligkeit von -2.5m und optimale Beobachtungsmöglichkeiten ergeben. Wegen der elliptischen Form beider Planetenbahnen kommt es diesmal erst am 6. Mai um 2.00 Uhr zur geringsten Entfernung von 660,1 Mio. km, für das Licht bedeutet das eine Laufzeit von 37 Minuten. Vor den Sternen der Waage lässt sich schon im Feldstecher die Abplattung des Planetenkörpers als Resultat der schnellen Jupiter-Rotation innerhalb von nicht einmal zehn Stunden erkennen. Eindrucksvoll auch die vier Galileischen Monde, die sich als Lichtpunkte variierend östlich und westlich des Jupiter zeigen. Dabei gibt es weit mehr Jupiter-Monde, die aber wesentlich kleiner sind.
Planetarische Gesellschaft findet sich ein durch den 0.4m hellen Saturn, rechtläufig im Krebs und durch den ebenfalls rechtläufigen Mars, auf 1.7m schwächer werdend in den Zwillingen.
Als -4.0m glänzender Morgenstern streift Venus durch den Walfisch und die Fische, ehe sie die Sonne mit ihrer Taghelligkeit verblassen lässt. Am 14.5. um 13.00 Uhr betritt die Sonne aus dem Widder den Stier und erklimmt bis zum Monatsende +21,8 Grad nördlichen Äquatorabstand. Die Lunation beginnt mit dem Ersten Viertel am 5.5. (7.13 Uhr) im Krebs, Vollmond ist am 13.5. (8.51 Uhr) in der Waage, das Letzte Viertel folgt am 20.5. um 11.20 Uhr im Grenzgebiet Steinbock/Wassermann, und der Neumond gesellt sich zur Sonne im Stier am 27.5. um 7.26 Uhr.
Typischerweise zeigt sich im Mai kaum die Milchstraße, schmiegt sie sich doch an den Horizont vom nordöstlichen Schwan über Kepheus, Cassiopeia im Norden zu Perseus und dem nordwestlichen Fuhrmann. Der Äquator erhebt sich durch den östlichen Schlangenträger zur südlichen Jungfrau, wo er im Herbstpunkt die Ekliptik schneidet und sich in der westlichen Weite des ausgedehnten Sternbilds Wasserschlange verliert. Von der Jungfrau strebt die Ekliptik östlich hinab durch die schon erwähnte Waage zum südöstlichen Skorpion. Westlich drängt die Ekliptik empor zum Regulus im Löwen, zum Krebs und zu den Zwillingen Castor und Pollux. Im hohen Osten dominieren Bootes mit Arkturus und die nördliche Krone sowie Hercules mit M13, dem klassischen Kugelsternhaufen, der sich aber erst im Teleskop richtig entfaltet. Ähnliches gilt erst recht für den Kugelsternhaufen M53 und die Galaxis M 64, beide im Sternbild Coma.
Kosmische Entfernungen stellen uns Menschen immer wieder vor schier Unvorstellbares: M13 liegt 25 000 Lichtjahre tief im All, M53 gar 60 000 Lichtjahre, und M64 schickt das Licht aus 3 Mio. Lichtjahren Distanz. Dabei sind schon die Entfernungen innerhalb unseres Planetensystems atemberaubend. Sie lassen sich jetzt im Maßstab 1:1Milliarde erwandern: Am 1. Mai um 11.00 Uhr wird in Bad Lippspringe der 6 km lange OWL-Planetenweg eröffnet.

Artikel vom 29.04.2006