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Erst kam Struses Faust,
danach rollten Tränen

DTTB-Frauen spielen nur noch Platz elf aus

Bremen (dpa). Der Katzenjammer bei Nicole Struse und Elke Wosik war groß. Deutschlands routinierteste Tischtennis-Spielerinnen werden das 1:3 im WM-Achtelfinale gegen Österreich nicht so schnell vergessen.
Unter dem Einfluss dieses Spiels wurden beide in der Trostrunde gegen Kroatien nicht mehr eingesetzt. Die Partie endete 1:3, den Ehrenpunkt holte Zhenqi Barthel. Nun bleibt nur noch das Spiel um Platz elf gegen Tschechien - ein enttäuschendes Abschneiden. Und Tränen flossen reichlich. »Meine Art kann ich nicht ändern. Wenn das so geahndet wird, muss ich aufhören«, haderte Struse (34) nach dem Österreich-Duell mit sich, der Welt - und Schiedsrichter Enrique Roman aus Puerto Rico. Der Mann hatte es gewagt, ihr die Rote Karte wegen unsportlichen Verhaltens zu zeigen. Die zuvor ermahnte Struse hatte beim Stand von 10:10 im vierten Satz erneut ihre geballte Faust der Gegnerin Li Qianbing entgegengestreckt. Eine Geste, die für sie zum Alltag gehört. »Dafür habe ich noch nie eine Rote Karte gesehen«, sagte die deutsche Rekordmeisterin, die für Emotion bekannt ist.
Auch eine zehnminütige Diskussion stimmte das Schiedsgericht nicht um. Struses Gegnerin erhielt einen Zusatzpunkt. Die deutsche Nummer eins verlor die Fassung und beide Einzel. Ein »Blackout« von Elke Wosik (34), die ein 9:3 im vierten Durchgang gegen Veronika Heine verspielte, vervollständigte die Pleite. »Nicole lebt von Emotionen und Aggression. Sie ist keine unfaire Sportlerin. Wenn keine Emotionen mehr zugelassen sind, wird unser Sport langweilig. Das wäre schade«, sagte Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig.
»Das war für uns alle eine unangenehme Situation. Vielleicht hätte ich Nicole den Punkt zurückgeschenkt. Ich kenne ihre Art«, bemühte sich Österreichs Europameisterin Liu Jia um diplomatische Töne. Sie sagte aber auch: »Für jüngere Spielerinnen ist es unangenehm, gegen Struse zu spielen. Sie ist nicht ganz normal für mich.«
Deutschlands Herren siegen weiter. Auch ohne Timo Boll und Christian Süß gewannen sie ihr letztes Vorrundenspiel mit 3:1 gegen Serbien. Der Gastgeber hatte sich bereits vorzeitg für das Viertelfinale gegen Schweden - die Skandinavier besiegten gestern Russland 3:1 -Êam Samstag um 13 Uhr qualifiziert. Die Punkte holten Bastian Steger (2) und Jörg Roßkopf.

Artikel vom 29.04.2006