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Sudan/Darfur immer unübersichtlicher

Höllenheißes Abenteuer


Kaum zu fassen: Seit 2004 lässt der Ölstaat Sudan mehr als zwei Millionen Menschen in Flüchtlingslagern unversorgt. Ohne Hilfe von außen wären die Frauen und Kinder dort längst tot. Dabei ist der Konflikt in der Westprovinz Darfur aus dem Blick der Weltpolitik gerückt. Gottlob hält das Welternährungsprogramm seinen Versorgungsfluss aus importierter Hirse und Speiseöl dennoch aufrecht. Jetzt aber gehen die internationalen Gelder aus, und die Menschen müssen auf halbe Kost gesetzt werden - 1000 Kalorien.
Unterdessen wird auch durch einen Putsch im Nachbarland Tschad die politische Lage im Sudan, dem flächengrößten Land ganz Afrikas, noch unübersichtlicher. Verständlich, dass Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier den Einsatz von NATO-Bodentruppen an diesem Brennpunkt kategorisch ausschließt. Allerdings könnte seine Äußerung vom Freitag auf mehr hindeuten. Gibt es ein Ansinnen, neben dem deutschen Engagement im Kongo auch noch das Sudan-Kontingent zu erhöhen? Knapp 100 Bundeswehr-Soldaten sind in dem von Osama Bin Laden soeben noch ausdrücklich erwähnten Sudan bereits im Einsatz.
Eine Militäroperation zugunsten der vom Völkermord bedrohten Darfuris hieße Krieg führen gegen die Zentralregierung in Khartoum. Das wäre nicht nur klimatisch ein höllenheißes Abenteuer. Das bedeutet auch, dass die Vertreibungsopfer weiterhin nicht in ihre Dörfer zurück können.Reinhard Brockmann

Artikel vom 29.04.2006