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Anna will die Hand von Ballack

E-Jugend des SV Benhausen kämpft Montag in Duisburg um ihre WM

Von Marion Neesen
und Mario Berger (Foto)
Benhausen (WB). An der Hand von Michael Ballack oder Torjäger Miroslav Klose vor einem Millionenpublikum in der ganzen Welt ins Stadion einlaufen. Das ist ein Traum, den wohl jeder kleine Kicker schon einmal hatte und der tausenden von Müttern und Vätern eine Gänsehaut auf die Arme treibt.

Für die E-Jugend-Fußballer des SV Blau-Weiß Benhausen (Stadt Paderborn) kann dieser Traum wahr werden. Denn während ganz Deutschland in den Mai tanzt, steht den Nachwuchsfußballern in der Sportschule Duisburg-Wedau ein anderer heißer Tanz bevor. Die SVB-Kicker zählen als einziges ostwestfälisches Team zu jenen 32 Mannschaften, die am Wochenende darum spielen, bei der WM in diesem Sommer die großen Stars an die Hand nehmen zu dürfen, mit ihnen aufzulaufen.
Die Eintrittskarte für das WM-Spektakel liegt dort, wo im Fußball sowieso immer alles entschieden wird - auf dem Platz. Denn zur WM dürfen nur die besten Teams. Die Paderborner müssen mindestens Zwölfter werden.
»Ich glaube, die Kinder haben noch gar nicht so richtig begriffen, was da auf sie zukommt«, glaubt Trainerin Tanja Volkmann, »aber sie freuen sich schon tierisch.« Und wissen genau, was sie wollen: »Wenn wir gewinnen, will ich aber auch mit Ballack einlaufen«, hat Anna Frücht die Marschrichtung vorgegeben. Die Zehnjährige sorgt in ihrem Team für eine sichere Abwehr, während Fabian Niggemeier und Dennis Volkmann vorne die Buden machen und Benjamin Rahim den Kasten dicht hält.
Warum gerade die kleinen Kicker aus Benhausen an dieser so genannten »McDonald's Mini-WM« teilnehmen dürfen, erklärt Jugendobmann Jochen Niggemeier: »Seit 2004 macht der SV Benhausen bei der Fifa-Kampagne »Klub 2006« mit. Dabei haben wir so viele Punkte gesammelt, dass wir zu den besten Vereinen Deutschlands zählen und es unter mehr als 4000 bis in den Goldtopf geschafft haben.« Als Hauptpreis wartete ein Spiel gegen die Nationalelf. Das sprang nicht heraus, statt dessen wurde die E-Jugend bei der Sonderauslosung gezogen.
Deshalb geht es bereits am Sonntag für die inzwischen ganz schön aufgeregten zwei Mädchen und neun Jungen sowie die beiden Betreuer nach Duisburg. Hier werden sie mit zwei Trikotsätzen, Hosen, Stutzen und einer Sporttasche standesgemäß eingekleidet. Und auch sonst geht es zu wie bei den Großen: Um 21 Uhr ist Bettruhe, Papa und Mama sind ausquartiert, bloß keine Ablenkung.
Die Chancen für das Team stehen gar nicht so schlecht, glaubt der Jugendobmann. »Das hängt immer davon ab, wie die Kinder an dem Tag gerade drauf sind. Da kann alles passieren«, sagt Niggemeier. Und noch eines spricht für die Ostwestfalen: Von fünf Spielen in dieser Saison haben die Benser erst eines verloren.
Den Fairnesspreis der Truppe hat, bevor es überhaupt richtig los geht, schon jetzt Lars Kröger gewonnen. Denn eigentlich hat das Benser E-Jugend Team nur zehn Akteure. Nach Duisburg dürfen aber elf fahren. Und so sollten André Noll und Lars Kröger, die während der Saison oft im Team aushelfen, mitfahren. »Das wären dann aber leider zwölf gewesen«, weiß Niggemeier, dass Sport auch manchmal ganz schön grausam sein kann, »doch die beiden haben das locker unter sich ausgemacht und Lars hat zu Gunsten von André verzichtet.«
Gewonnen haben die Kleinen ohnehin schon jetzt: Selbst wenn die Benser Rang zwölf verpassen und ein anderes Mädchen Michael Ballack an die Hand nimmt: Bei der WM sind sie auf jeden Fall dabei. Denn einen Tribünenplatz haben alle Spielerinnen und Spieler sowie das Trainergespann mit der Teilnahme bereits in der Tasche. Und das ist mehr, als sie sich vor kurzem noch erträumt hatten.

Artikel vom 28.04.2006