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Die Bilanz hat sich gewaschen

Miele wächst zweistellig und strebt Umsatz von 2,5 Milliarden Euro an

Von Dietmar Kemper
Gütersloh (WB). Der Miele-Wahlspruch »Immer besser« trifft auch auf die Geschäftszahlen zu. Der Umsatz werde »auf jeden Fall gut 200 Millionen Euro höher liegen als im Vorjahr«, sagte gestern der Geschäftsführer Finanzen, Horst Schübel, in Gütersloh voraus.
In Gütersloh arbeiten 4550 Männer und Frauen.
Bis zum Stichtag 30. Juni strebt der Hausgerätehersteller einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro an. Schübel strotzte nur so vor Optimismus: »In den vergangenen zehn Jahren ist Miele durchschnittlich um etwa fünf Prozent pro Jahr gewachsen; in den vor uns liegenden Jahren sind wir ehrgeiziger, denn wir wollen schneller als in der Vergangenheit die nächste, die dritte Umsatzmilliarde in Euro erreichen.« Dies sei vielleicht schon 2008 der Fall.
Erstaunlich ist: Obwohl der deutsche Markt als weitgehend gesättigt und dementsprechend schwierig gilt, legte Miele im Geschäftsjahr auch hier zweistellig zu. Schübel wertet dies als »einen Hinweis, dass die Verbraucher in Deutschland wieder investieren und Wert auf Qualität und Service legen«.
Im Kalenderjahr 2005 setzte Miele weltweit 4,4 Millionen Geräte ab: darunter 1,8 Millionen Staubsauger, die zum Großteil in Bielefeld gefertigt werden und den 1700 Mitarbeitern wegen der hohen Nachfrage Überstunden bescheren. Außerdem verkaufte das Familienunternehmen unter anderem 1,1 Millionen Waschmaschinen und Trockner sowie 600 000 Küchen- und Einbaugeräte.
Immer mehr Produkte finden jenseits der deutschen Grenze ihre Abnehmer. Mittlerweile werden 70 Prozent des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet. Miele wachse kräftig in Osteuropa, Asien, Australien und Nordamerika, berichtete der Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, Reto Bazzi. Dabei scheuen die 37 Vertriebsgesellschaften in aller Welt keine Mühen, um die Kunden zufrieden zu stellen. Weil Asiaten keinen krummen Fisch essen, weil sie ihn für krank halten, vergrößerte Miele für Chinesen, Japaner und Koreaner den Dampfgarer so, dass der Meeresbewohner in voller Länge hineingelegt werden kann. Und damit die Amerikaner den Truthahn am Thanksgiving-Tag in den Backofen kriegen, sei ein 30 Zoll breites Gerät für den US-Markt entwickelt worden, erzählte Bazzi.
Weil Miele das »obere Anspruchsegment« bedient, peilt die Firma Kunden an, »die das Geld nicht dreimal zählen müssen«. In den Vereinigten Arabischen Emiraten verkauft Miele Geräte für Wohnungen, die bis zu 1200 Quadratmeter groß sind, und für das Wolkenkratzer-Ensemble Skyline Mansion in Shanghai liefern die Gütersloher 6500 ihrer langlebigen Produkte.
Egal ob Luxus-Appartement in Singapur oder Ein-Familien-Haus in Paderborn: Um als Technologieführer Kunden zu begeistern, investiert Miele jedes Jahr etwa 150 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung. 865 Männer und Frauen werkeln in den neun deutschen Entwicklungszentren an den Geräten der Zukunft. Mit Erfolg, wie der Geschäftsführer Technik, Eduard Sailer, betonte: »Miele hat von 2001 bis 2005 nicht weniger als 350 Erfindungen beim deutschen Patentamt angemeldet, dazu noch 112 europäische Patente und 62 US-Patente.« Auch wenn das Unternehmen die internationale Karte ausspielt, werde »weiter überwiegend in Deutschland produziert«, sagte sein Kollege Schübel. Obwohl der Tarifabschluss in der Metallindustrie das Unternehmen mit 15 Millionen Euro zusätzlich belaste, könne Miele das »verkraften«.

Artikel vom 28.04.2006