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Modernste und
größte JVA
weit und breit

Neubau offiziell eingeweiht

Von Stefanie Westing
(Text und Fotos)
Ummeln (WB). Das neue Unterkunftsgebäude der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bielefeld-Brackwede II ist gestern seiner Bestimmung übergeben worden. Der Neubau ersetzt die als Provisorium angelegten Unterkünfte, die immerhin 37 Jahre gehalten haben.

»Der schlechte Zustand war allgemein bekannt, musste aber wegen knapper Kassen lange hingenommen werden«, sagte NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter, die zur Einweihung nach Ummeln gekommen war. Mit dem Neubau, unterstrich sie, dürften »alle gelegentlich aufkommenden Zweifel am Fortbestand dieser JVA endgültig ausgeräumt« sein.
Ihr und zahlreichen anderen Ehrengästen, darunter Oberbürgermeister Eberhard David, Steinhagens Bürgermeister Klaus Besser, Polizeipräsident Erwin Südfeld und MdL Günter Garbrecht, zeigte Anstaltsleiter Uwe Nelle-Cornelsen nach dem offiziellen Festakt das neue Gebäude. Dieses bietet, wie bereits mehrfach berichtet, Platz für 322 Gefangene im offenen Vollzug und gilt als das modernste und größte Gefängnis dieser Art in Nordrhein-Westfalen. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW Bielefeld investierte etwa 15,5 Millionen Euro, die Bauzeit betrug zweieinhalb Jahre.
»Das Gebäude soll positive Maßstäbe setzen«, betonte Uwe Nelle-Cornelsen in seiner Begrüßung. Er zitierte die Justizministerin mit den Worten: »Der offene Vollzug in Nordrhein-Westfalen ist ein Erfolgsmodell.« Dies unterstrich Roswitha Müller-Piepenkötter anschließend erneut: »Der offene Vollzug wird manchmal kritisch betrachtet, weil das Bild nicht dem eines Gefängnisses in der Öffentlichkeit entspricht. Die Chance liegt aber darin, das Vollzugsziel, die Wiedereingliederung des straffällig gewordenen Menschen, besser zu erreichen.«
20 Prozent aller Haftplätze in NRW seien im offenen Vollzug - die Gefangenen führen ein den allgemeinen Lebensverhältnissen weit stärker angeglichenes Leben als im geschlossenen Vollzug, indem sie zum Beispiel außerhalb der Anstalt arbeiten. In der JVA Bielefeld-Brackwede II macht sich der offene Vollzug auch dadurch bemerkbar, dass tagsüber die Türen innerhalb des Gebäudes in der Regel geöffnet sind und abends um 21 Uhr automatisch geschlossen werden - mit modernster Technik, versteht sich. Überhaupt ist das neue Unterkunftsgebäude technisch auf dem neuesten Stand.
Für Bielefeld habe die neue Unterkunft eine besondere Bedeutung, betonte Oberbürgermeister Eberhard David. »Bielefeld ist die Stadt des Justizvollzuges. Bundesweit beherbergen nur Berlin und Hamburg so viele Anstalten wie Bielefeld«, erinnerte er. Drei JVA mit 2500 Plätzen gehörten zum Stadtbild. »Bielefeld leistet seit Jahrzehnten seinen Beitrag zur Wiedereingliederung straffällig gewordener Menschen.« Der Neubau sei ohne Widerstände und unter wachsendem Interesse der Bevölkerung vonstatten gegangen.
Noch sind die Bauarbeiten übrigens nicht vollständig beendet. Ferdinand Tiggemann, Geschäftsführer der BLB NRW, berichtete von einem neuen Sportplatz, der auf dem Außengelände entstehen soll. »Dazu müssen die alten Baracken noch abgerissen werden. Bis alles fertig ist, dauert es noch ein wenig.« Sein Kollege Helmut Diederichs, Niederlassungsleiter der BLB NRW Bielefeld, vollzog schließlich die offizielle Schlüsselübergabe - allerdings ohne Schlüssel. Weil auch hier die moderne Technik greift und die Türen automatisch und ohne Schlüssel geöffnet werden, überreichte er symbolisch einen Schlüsselanhänger.

Artikel vom 28.04.2006