Uni verleiht Ehrendoktorwürde an Hanser-Verleger Michael Krüger
Bielefeld (sas). Die Verleihung der Ehrendoktorwürde ist ein formeller Akt. Das war auch gestern so, als die Fakultät für Linguistk und Literaturwissenschaften der Universität Bielefeld den Verleger Michael Krüger, Chef des Münchner Hanser-Verlages, auszeichnete. Zugleich aber war dieser Akt im höchsten Maße vergnüglich. Dafür sorgten Laudator Prof. Dr. Friedmar Apel und der Geehrte selbst. Für seine »Verdienste um die Literatur, die Literaturwissenschaft und das literarische Leben«, für die Förderung junger Talente und der experimentellen Literatur, insbesondere auch der wenig verkaufsträchtigen Lyrik erhielt Krüger den Grad eines Doktors der Philosophie honoris causa. Ebenso aber wurde seine »einzigartige Doppelrolle« deutlich, sagte Apel. Denn der Verleger, der auf Bilanzen schauen muss, ist zugleich ein produktiver Schriftsteller, Literaturkritiker und Übersetzer - dank »unerschöpflicher Energie«, so Dekanin Prof. Dr. Lore Benz. An Krügers literarischen Figuren entlanghangelnd, ihn in ihnen zitierend, zeichnete Apel eloquent und humorvoll ein Bild des Hüters bedeutender Literatur und verdeutlichte zugleich, warum diese Ehrung zuerkannt wurde. Michael Krüger seinerseits dankte mit einer ebenso wortgewandten, selbstironisch und kritisch reflektierenden Rede voller Denkanstöße, in der eines deutlich wurde: Bei aller Intellektualität ist sein Verhältnis zur Literatur das eines Liebhabers. Seiner Generation wirft er vor, nicht für Goethe und Hölderlin auf die Straße gegangen, sondern »Unsäglichstes, Primitivstes als Literatur ausgegeben und an die Schulen gebracht« zu haben. Krüger, Jahrgang 1943, absolvierte nach dem Abitur in Berlin eine Lehre als Verlagsbuchhändler und als Buchdrucker, war von 1962 bis 1965 Buchhändler in London, stieg 1968 als Verlagslektor beim Carl Hanser-Verlag ein und wurde 1986 literarischer Leiter. Seit 1995 ist er zudem geschäftsführender Gesellschafter.
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