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KommentarWesterwelle dreht voll auf

Opposition ist Spaß pur


Motiviert bis in die Fingerspitzen stürzt sich FDP-Chef Guido Westerwelle zum 1. Mai aufs neue Amt des Fraktionschefs in Berlin.
Mit brillanter Rhetorik, Spaß an der Sache und wohldosierten Anleihen ans politische Kabarett räumte er beim Landesparteitag nicht nur alle Redner-Preise ab, er rückte auch die Gefechtslage in Berlin überzeugend zurecht: Mit der Nähe zu Angela Merkel ist es vorerst vorbei, aber der sozial-liberale Flirt wird dennoch verweigert. Wer etwas gegen Frau Engelen-Käfer habe, sei noch lange nicht gegen Arbeitnehmerinteressen, flötete Westerwelle und staunte selbst, dass sogar 7 Prozent Arbeitslose zuletzt FDP gewählt hätten. Mehr als CDU und SPD glauben, hätten verstanden: Sozial wirkt nur, was der Markt schafft.
Ein »Schwermatrose in Bayern«, Linke im Osten und die Grünen regional zerstritten: Der FDP-Chef kennt nur eine Oppositionspartei - die eigene. In der Tat werden die Angriffsflächen auf Schwarz-Rot größer, ist die Zeit der Antrittsbesuche vorbei. Messerscharf richtet er über Mehrwertsteuerpläne (»Unkraut-Ex«), lästert gar über die Werte von der Leyens: Mehr Kinder gäb's nicht einmal, wenn der Bundesadler durch den Klapperstorch ersetzt würde. Reinhard Brockmann

Artikel vom 01.05.2006