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Etwas Glück abgegeben

»Papst-Golf« versteigert und Stiftung gegründet

Olpe (dpa). Vor einem Jahr sorgte er mit dem Verkauf seines weltweit als »Papst-Golf« bekannt gewordenen Gebrauchtwagens für Aufsehen. Benjamin Halbe lächelt, wenn er vom Geschäft seines Lebens erzählt. »Aber ich bin auch froh, dass ich jetzt wieder Ruhe habe«, sagt der 22-jährige aus Olpe.

Halbe hatte im Internet-Auktionshaus eBay seinen fünf Jahre alten Golf mit großem Medienrummel am 5. Mai 2005 versteigert. Den Wagen hatte er einige Monate zuvor für knapp 10 000 Euro erstanden. Weil der zwischenzeitlich zum Pontifex gewählte Josef Kardinal Ratzinger als Vorbesitzer im Fahrzeugbrief stand, brachte der Wagen schließlich den Rekorderlös von fast 190 000 Euro. Käufer war ein amerikanisches Internet-Casino.
Sozusagen über Nacht wurde Halbes Auto zum Kultgegenstand und der damalige Zivildienstleistende zum gefragten Mann. Dabei sei das ganze zuerst so etwas wie eine Schnapsidee gewesen. Nach der Wahl Ratzingers zum Papst sagten Freunde, er solle das »Papst-Mobil« einfach mal anbieten. »Wenn du 2000 oder 3000 Euro rausholst, kaufst du dir einen ähnlichen Wagen und dann geht's in den Urlaub«, hätten seine Freunde gesagt. »Das ist ja viel Geld für einen Zivi.«
Nachdem er das Auto übergeben hatte, kehrte langsam wieder der Alltag ein. »Ich habe mit zwei Freunden Urlaub auf Kreta gemacht«, sagt Halbe. Eine Woche, »mehr Zeit war nicht.« Dann ging sein Zivildienst auf der Säuglingsstation des Krankenhauses in Olpe weiter. Mittlerweile arbeitet der gelernte Industriekaufmann wieder in seinem Beruf bei einem Gastronomie-Getränkevertrieb.
Den Großteil des Geldes hat er angelegt. Und er fährt wieder Golf - allerdings ohne Papst als Vorbesitzer im Fahrzeugbrief.
Nach der Auktion hatte Halbe 10 000 Euro für gemeinnützige Zwecken gespendet, unter anderem dem Kinderhospiz »Balthasar« in Olpe. Er gründete mit weiteren 5000 Euro die Stiftung »Hoffnungsschimmer«, mit der die ambulante und stationäre Sterbehilfe für Kinder unterstützt werden soll. »Es gibt Kinder, denen geht es so schlecht, dass man ihnen die letzten Wochen und Monate so angenehm wie möglich machen sollte«, sagt Halbe. »Wenn ich schon mal solches Glück gehabt habe, kann ich auch ein bisschen weitergeben und versuchen, Menschen dafür zu sensibilisieren.«
www.hoffnungsschimmer.de

Artikel vom 01.05.2006