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Weißes Reich auf dem
schwarzen Kontinent

Serge Moatis »Söldner der Hölle« bei Arte

Arte, 20.40 Uhr: Am Ende des 19. Jahrhunderts liefern sich Frankreich, Großbritannien und Deutschland einen Wettkampf um die Eroberung Afrikas.

Zu den Offizieren, die im Auftrag ihrer Regierungen das jeweilige Kolonialreich ausweiten wollen, gehören die französischen Hauptleute Voulet und Chanoine. »Söldner der Hölle« heißt der im vergangenen Jahr uraufgeführte Film des französischen Regisseurs Serge Moati (59), in dem ein dunkles Kapitel europäischer Kolonialgeschichte dargestellt wird. Er ist erstmals im TV zu sehen.
Moatis Film ist jedoch keine dokumentarische Aufarbeitung staatlich verordneter Verbrechen, sondern die Geschichte einzelner Fanatiker, die von ihrer Eroberungsgier bis in den Wahnsinn getrieben werden. Ebenso wie Francis Ford Coppola mit seiner freien Adaption »Apocalypse Now« (1979) ließen sich Drehbuchautor Yves Laurent und der Regisseur von Joseph Conrads Erzählung »Herz der Finsternis« von 1902 inspirieren.
Getrieben vom Ehrgeiz träumen die jungen Offiziere Voulet (Manuel Blanc) und Chanoine (Patrick Mille) davon, mit ihrer Truppe neue Gebiete zwischen Niger und dem Tschad zu erobern. Doch der Versuch, Französisch-Äquatorialafrika weiter auszudehnen, scheitert, als die Franzosen auf die Briten stoßen. Außerdem schränkt Oberst Klobb (Richard Bohringer) den Aufgabenbereich von Voulet und Chanoine immer mehr ein.
Die Männer fühlen sich von ihren Vorgesetzten im Stich gelassen, setzen aber ihren Feldzug unbeeindruckt fort. Plündernd, sengend und mordend ziehen sie mit ihren Soldaten durch Afrika. Sie verfallen völlig ihrem imperialistischen Wahn und beschließen, ein »weißes Reich« auf dem Schwarzen Kontinent im »Herzen der Finsternis« zu errichten. Ihre Massaker alarmieren schließlich französische Regierungsstellen, und eine Kompanie wird losgeschickt, um sie aufzuhalten. Doch die beiden lassen sich durch nichts von ihrer Mission abbringen.

Artikel vom 28.04.2006