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RAV 4-Bande ist vor
Gericht geständig

Autos auf Bestellung gestohlen und »umfrisiert«


Bielefeld/Rahden (uko). Auch zwei Autofirmen aus Bielefeld sind von der so genannten »RAV 4-Bande« heimgesucht worden: Den Händlern in Sennestadt wurden ein Toyota RAV 4 und ein VW-Bus T 4 gestohlen. Jetzt stehen drei aus Osteuropa stammende Männer und eine Frau vor dem Bielefelder Landgericht.
Die Ermittlungskommission der Kriminalpolizei Minden benannte sich nach dem Toyota RAV 4, der ganz oben auf der Bestellliste der Auftraggeber der Bande stand. Insgesamt elf Taten konnte die Staatsanwaltschaft den gebürtigen Russen letztlich zur Last legen, sechs der gestohlenen Wagen waren sportliche Geländewagen des Typs. Hoch im Kurs stehen in Osteuropa offensichtlich auch VW-Busse des Typs T 4, denn auch drei Wagen dieses Typs - einer aus Bielefeld - wurden in einer Scheune in Rahden für den illegalen Transport umfrisiert.
Bereits 2004 hatte die gebürtige Kasachin Paula F. (27) die Lagerhalle in Rahden als Strohfrau angemietet. In den Sommermonaten des Jahres 2005 machten sich dann dort zumindest die Angeklagten Sergej L. (21), Valerij B. (29) und Vitali K. (30) an gestohlenen Autos zu schaffen. Das Prinzip der Bande: Im Auftrag der zumeist russischen Hintermänner wurden gezielt Autos gestohlen, die dann eine nahezu perfekte Tarnung erhielten. Von diversen Autohäusern in Deutschland wurden legal Kopien von Fahrzeugbriefen bestellt. Die gestohlenen Karossen wurden nach diesen tatsächlich existierenden Vorbildern umfrisiert.
Zum Teil wurden Wagen mit russischen Extras wie neuen Wegfahrsperren, anderer Lackierung oder weißrussischen Aufklebern versehen. Einige der Wagen wurden indes auch komplett zerschnitten und mit einem Kleintransporter in die »neue Heimat« überführt.
Wie raffiniert die Bande vorging, das zeigt das Beispiel eines in Ibbenbühren gestohlenen Mercedes Benz CL 500: Wegfahrsperre und elektronische Hemmnisse wurden über die hintere Kennzeichenbeleuchtung überbrückt.
Alle vier Angeklagten legten zum Prozessauftakt Geständnisse ab. Die 4. Strafkammer hatte im Gegenzug Höchstrafen von vier Jahren (B.), drei Jahren und neun Monaten (L.), zweieinhalb Jahren (F.) sowie 27 Monaten Haft (K.) avisiert. Der Prozess gegen die RAV 4-Bande soll nun Anfang Mai mit den Plädoyers und dem Urteil beendet werden.

Artikel vom 27.04.2006