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Ganz Lemgo will den Pott

TBV kann gegen Göppingen den zweiten internationalen Titel holen

Von Oliver Kreth
Lemgo (WB). Die Lipperlandhalle ist ausverkauft; das Hinspiel wurde 30:29 gewonnen: beste Vorraussetzungen beim TBV Lemgo für den zweiten internationalen Titel.

Nach dem Europapokal der Pokalsieger (1996) soll an diesem Sonntag (14.30 Uhr/live im WDR-Fernsehen) gegen FrischAuf Göppingen der EHF-Cup, der »deutsche« Wettbewerb wurde seit 1982 schon neun Mal von Handball-Bundesligisten gewonnen, für die Vitrine des lippischen Erstligisten und Ex-Meisters errungen werden.
Auch personell ist - fast - alles perfekt. Definitiv beim Höhepunkt der Saison 2005/2006 fehlen wird »nur« Florian Kehrmann. Der Nationalspieler kuriert seinen Innenbandriss im linken Knie aus, den er sich im Halbfinal-Rückspiel gegen Gummersbach zugezogen hat: »Das Spiel gegen FrischAuf kommt für mich zwei, drei Wochen zu früh.« Aber natürlich drückt »Flo« seiner Mannschaft in der Halle die Daumen, und er bittet die Zuschauer um etwas mehr Nachsicht für seinen Ersatzmann. Kehrmann: »Man darf nicht vergessen: Asgeir Örn Hallgrimsson ist erst 22. Da unterlaufen einem schon mal Fehler. Unser Isländer braucht die Unterstützung des Publikums.«
Optimistisch, aber auch ein bisschen nervös ist der Manager des Gastgebers. Fynn Holpert, der 28 Europacup-Partien für den TBV bestritten hat: »Das Spiel darf nicht schief gehen. Das wäre eine Katastrophe. Die ganze Stadt ist euphorisiert. Alle wollen den Pott.«
Außergewöhnliche Maßnahmen vor dem Titel-Spiel hat Trainer Volker Mudrow nicht ergriffen: keine Kasernierung im Hotel. Holpert: »Die Motivationslage ist so hoch, da könnte etwas Besonderes eher schädlich sein.« Also zumindest in der Vorbereitung »business as usual«.
Das sieht auch beim Gegner nicht wesentlich anders aus. »Natürlich haben wir eine schwere Ausgangslage, aber wir werden versuchen, noch etwas in Lemgo zu reißen«, verspricht Göppingens Nationalspieler Volker Michel, »schließlich müssen wir doch nur ein Spiel gewinnen. Und der Druck liegt bei Lemgo«. Ähnlich zuversichtlich sieht's auch sein Coach, obwohl »Lemgo natürlich keine Wald- und Wiesenmannschaft ist, aber wir werden versuchen, dort zu gewinnen«, meint Velimir Petkovic. Die klare Niederlage in der Meisterschaft in Lemgo ist verdaut: »Sonntag wird es ein ganz anderes Spiel.«
Im Gegensatz zu den Gästen sieht Holpert den Druck nicht unbedingt bei seiner Mannschaft, auch wenn es »sicher nicht so einfach wird, wie manche denken. Nach dem Motto: Den Pott holen wir uns jetzt einfach mal ab. Doch mit dem Tor-Vorsprung und den Fans im Rücken müsste es klappen«, so der Ex-Torwart.
Bei seinen Nachfolgern sieht er auch einen wichtigen Baustein im Erfolgsmosaik am Sonntag. Holpert: »Eine zupackende, sichere Abwehr, dahinter so gute Keeper-Leistungen wie in der gesamten Rückrunde - dann kann nichts schief gehen. Außerdem muss Göppingen ja Risiko gehen, um das Ding noch zu drehen.«
Außergewöhnliches wird es auch nach dem Abpfiff nicht geben. Jedenfalls laut EHF-Protokoll nicht. Da steht lapidar auf der Tagesordnung: Siegerehrung. Doch Holpert ist sicher, »wenn wir gewinnen, brechen bestimmt alle Dämme«. Was er nicht aussprechen will: sicher auch, wenn der TBV verliert. Nur dass es dann Tränen wären, die fließen würden, und kein Pils.
Der EHF-Cup ist übrigens längst in der Hansestadt eingetroffen. Sein sicherer Aufenthaltsort: der Tresor der Sparkasse Lemgo.

Artikel vom 29.04.2006