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OWL-Handwerk spürt Konjunktur-Frühling

Index auf Zehn-Jahres-Hoch - aber weiter Entlassungen

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Jetzt spürt auch das Handwerk in Ostwestfalen-Lippe den konjunkturellen Frühling. Die Stimmung in den 21000 Betrieben in der Region sei so gut wie lange nicht mehr, teilte die Handwerkskammer das Ergebnis ihrer Frühjahrskonjunktur-Umfrage gestern in Bielefeld mit. Der Geschäftsklimaindex kletterte auf ein Zehn-Jahres-Hoch.
»Eine fragile Situation«: Wolfgang Borgert.
Mit 37 Prozent erwarteten doppelt so viele Unternehmen wie im Herbst 2005 eine zukünftig bessere Geschäftslage. Die Zahl der Pessimisten habe sich auf zwölf Prozent halbiert, sagte Wolfgang Borgert, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kammer. Gut die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) rechne indes mit einer in den nächsten Monaten unveränderten Geschäftslage.
Deutlich verhaltener sehen die Handwerker ihre aktuelle Situation. Wie schon im Herbst 2005 beurteilen weiterhin 18 Prozent der Befragten ihre Lage als gut, jeder zweite Unternehmer gibt die Note zufriedenstellend und 28 Prozent sprechen gar von einer schlechten Geschäftslage.
Mit dem deutlich spürbaren Optimismus und Aufbruchstimmung seien zwar wichtige Grundlagen für einen nachhaltigen Aufschwung gelegt, sagte Borgert. »Entscheidend wird aber sein, wie sich die konjunkturelle Stimmung Stimmung in den nächsten Wochen und Monaten in den Auftragsbüchern und Kassen des regionalen Handwerks bemerkbar macht.« Die derzeitige Situation sei noch sehr fragil.
Der Geschäftsklimaindex (GKI), der die aktuelle Lageeinschätzung der Unternehmen und ihre Erwartungen für das nächste halbe Jahr spiegelt, stieg von 74,4 im Herbst 2005 auf 80,2 Punkte an. Dies markiere den höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre. Ähnlich gut war die Stimmung nur im Frühjahr 2000.
Innerhalb des Handwerks steht nach wie vor der gewerbliche Bereich mit 88,4 Punkten am besten da, also Feinwerkmechaniker, Kältenanlagenbauer, Metallbauer, Elektromaschinenbauer und Informationstechniker. GKI-Werte von mehr als 90 Punkten weisen aber auch Raumausstatter, Dachdecker, Tischler und Gebäudereiniger aus. Am unteren Ende der Rangliste befinden sich das Dienstleistungsgewerbe (Friseure, Schuhmacher, Kosmetiker) mit 70,8 Punkten und sowie das Bauhauptgewerbe, dessen Situation sich nach einem Zwischentief im Herbst (67 Punkte) jetzt offenbar wieder stabilisiert (72,5 Punkte).
Weiterhin trübe sieht die Personalsituation aus. Fast jedes dritte Unternehmen hat im vergangenen Jahr Personal abgebaut, nur neun Prozent haben neue Mitarbeiter eingestellt. Insgesamt sank die Zahl der Beschäftigten um drei Prozent auf knapp unter 130000. »Die Situation entspannt sich aber leicht«, sagte ein Kammersprecher. An der Konjunkturumfrage beteiligten sich 635 Betriebe.

Artikel vom 27.04.2006