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Champions-League als Seelentröster

Mihaela Steffs verkorkste WM

Von Sylvia Rasche
Bremen (WB). Ihre offene, natürlich Art kommt an. Beim TuS Bad Driburg war sie der Publikums-Liebling. Jetzt ist sie in Castel Goffredo der Star, obwohl im norditalienischen Team die halbe Nationalmannschaft der Azzurri aufschlägt. Nach ihrem überraschenden Vorrunden-Aus mit dem amtierenden Europameister Rumänien bei der WM in Bremen will Mihaela Steff mit Castel Goffredo im Mai die Champions-League gewinnen.

»Ich fühle mich in Italien sehr wohl«, berichtet die 27-Jährige. In der »Serie A« hat sie ihr Team erwartungsgemäß ins Finale der Play-Offs geführt. In der Champions-League steht in der kommenden Woche das Final-Hinspiel gegen den Deutschen Meister Müllermilch Langweid auf dem Programm. »Ein harter Brocken. In der Gruppenphase haben wir beide Spiele verloren. Dennoch können wir das Finale gewinnen«, meint Steff, die diesen Titel vor drei Jahren mit Langweid nach Deutschland holte. In Bremen, ausgerechnet der Stätte ihres Erfolges (EM-Einzel-Silber 2000) lief diesmal für die Rumänin nicht viel. »Wir hatten Pech. Gegen Weißrussland und Tschechien hätten wir nicht verlieren dürfen«, analysiert Steff, die selbst nur eine knapp positive Bilanz spielte.
Schon im Vorfeld lief es für Rumänien nicht nach Plan. Die zweite Ex-Driburgerin, Olga Nemes (37), war eigentlich fest für das Team vorgesehen. In Bremen sitzt sie allerdings nur als Zuschauerin auf der Tribüne. Kurz vor Beginn der WM versagte der Weltverband ihr schriftlich die Starterlaubnis. »Ich habe vor gut zwei Jahren noch für Deutschland das Europe-Top-12 gespielt. Deshalb bin ich bei internationalen Meisterschaft für Rumänien noch gesperrt. Pro-Tour-Turniere darf ich aber schon spielen«, berichtet die ehemalige deutsche Rekord-Nationalspielerin.
Sie ist mittlerweile ebenfalls in Italien aktiv. Mit San Donatese steht sie im Halbfinale der Play-Offs. »Ich gehe fest davon aus, dass wir gewinnen und dann im Endspiel gegen Mihaelas Team antreten«, gibt sich Nemes optimistisch. Sie weist in der italienischen Liga derzeit die zweitbeste Bilanz auf - nach Mihaela Steff.
»Mit Steff ist die Liga deutlich stärker geworden. Sie spielt technisch brillant. Dafür bewundern sie sogar die Chinesen«, erklärt Gennaro Bozza. Der römische Journalist verfolgt die WM in Bremen für die »Gazzetta dello Sport« und arbeitet gleichzeitig als Europa-Korrespondent für das offizielle chinesische Verbands-Magazin. Seit Jahren verfolgt er die Karriere von Mihaela Steff und meint: »Sie hat viel mehr Potential als den aktuellen 18. Platz der Weltrangliste.«
Ein Potential, das die dreifache Doppel-Europameisterin jetzt im Champions-League-Finale ausspielen will - als Entschädigung für die verkorkste WM.

Artikel vom 29.04.2006