Von Dietmar Kemper Bielefeld (WB). Die Deutschen wollen wieder mehr kaufen, tun es aber noch nicht. Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
»Obwohl die Stimmung besser geworden ist und mehr Menschen in die Läden und Fußgängerzonen kommen, sind die Umsätze noch nicht überproportional angestiegen«, sagte der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ostwestfalen-Lippe, Stefan Genth, gestern dieser Zeitung. Damit reagierte er auf die neue Konsumklimastudie der Nürnberger Marktforscher GfK. Demnach hat sich die Kauflaune der Verbraucher in Deutschland im April weiter aufgehellt und ist inzwischen so gut wie zuletzt vor fünf Jahren. Vor allem die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen sei deutlich gewachsen, meldete die GfK gestern. Der Konsumklima-Index kletterte auf 5,5 Punkte und verfehlte nur knapp den Höchststand vom April 1999. Die für 2007 geplante Mehrwertsteuererhöhung beschleunigt nach Einschätzung der GfK den Entschluss, Geld locker zu machen und den Kauf von Möbeln, Waschmaschinen oder Autos vorzuziehen. Der Einzelhandelsverband OWL beobachtet tatsächlich ein gestiegenes Interesse an Möbeln und Einrichtungsgegenständen. »Hier scheint die rückläufige Entwicklung gestoppt«, berichtete Genth. Zudem sorge die Fußball-WM für eine höhere Nachfrage nach Breitbild-Fernsehern und belebe den Bereich der Unterhaltungselektronik. Wachsendes Interesse sei aber nicht automatisch gleichbedeutend mit mehr Absatz, erklärte Genth: »Es fehlt noch der Kaufabschluss auf der Zielgeraden.« Im vergangenen Jahr setzten die 11 000 Einzelhandelsgeschäfte in Ostwestfalen-Lippe 11 Milliarden Euro um. Nach dem langen Winter hoffen sie jetzt auf einen lukrativen Mai. An den Austragungsorten der WM und in den Städten, in denen die Nationalteams logieren wie in Harsewinkel, setzen die Händler auf die Fans aus dem Ausland. »Die sind besonders zahlungskräftig«, glaubt der Sprecher des Branchenverbands HDE, Hubertus Pellengahr. Fußball-Touristen würden mindestens zwei Milliarden Euro einbringen.
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