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Ungekrönte Königin bleibt auf dem Teppich

Europas Nummer eins Tamara Boros hat bei der Tischtennis-WM in Bremen bescheidene Ziele

Von Sylvia Rasche
Bremen (WB). Tamara Boros hebt nicht ab. »Selbst wenn es hier in der Vorrunde zu Überraschungen kommt. Am Ende machen die Asiatinnen den WM-Titel unter sich aus.« Die Angriffsspielerin ist seit Jahren die führende Europäerin in der Tischtennis-Weltrangliste und derzeit als einzige Nicht-Asiatin in den Top-10 verzeichnet.

In Bremen sorgte sie mit ihrer kroatischen Nationalmannschaft am zweiten Turniertag für die große Überraschung, schlug das favorisierte Team aus Singapur 3:2 - und dass, obwohl die unbestrittene Führungsspielerin diesmal keine zwei Punkte beisteuerte. Als aktueller Gruppenzweiter hinter Japan hat Kroatien gute Chancen, sich für das Achtelfinale zu qualifizieren. »Das ist unser Ziel. Dann schauen wir weiter«, erklärt die 28-Jährige bescheiden. Kroatien ist eine der wenigen Mannschaften in der Champions-Division, die in Bremen ohne gebürtige Chinesin an den Start gehen.
Dafür hat die junge Mannschaft mit Tamara Boros eine Frau in ihren Reihen, die sicher auch in manch asiatischem Team ihren Stammplatz hätte. Sie gilt als ehrgeizig und extrem trainingsfleißig. Regelmäßig qualifiziert sie sich für das Grand-Final der weltweit wichtigsten Turniersiege (Pro-Tour) und wird seit 2001 ununterbrochen in den Top-10 der Weltrangliste geführt. Zwei Monate schaffte sie es 2002 hinter der damals unangefochtenen Wang Nan (China) sogar auf Position zwei. »In China wird schon im unteren Jugendbereich viel professioneller gearbeitet als in Europa. Außerdem ist Tischtennis in China Volkssport, da haben die Trainer viel größere Auswahl-Möglichkeiten als bei uns«, erklärt Boros. Dennoch sieht Europas ungekrönte Königin - ihr fehlt immer noch das begehrte Einzel-EM-Gold - Chancen für europäische Spielerinnen in der absoluten Weltspitze. »In den vergangenen fünf, sechs Jahren kamen zu wenig gute Jugendspielerinnen nach. Das ändert sich jetzt. In Kroatien und Rumänien gibt es starken Nachwuchs und auch die deutsche Nationalspielerin Kristin Silbereisen kann es noch nach ganz oben schaffen«, meint Tamara Boros.
In Bremen traut sie der deutschen Nationalmannschaft von den europäischen Teams am meisten zu - auch wenn ihre eigene Mannschaft in der Gruppenphase bisher mehr Punkte gesammelt hat.

Artikel vom 27.04.2006